#WeTheNipple gegen Zensur im Netz: Nippelprotest in New York
Über 100 Menschen protestierten nackt gegen die Zensur von weiblichen Nippeln auf Facebook und Instagram. Sie fordern Gleichberechtigung.
Im Zentrum von Manhatten protestierten über einhundert Menschen gegen die Zensur von weiblichen Nippeln in den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram. Unter dem Namen #WeTheNipple inszenierte Fotograf Spencer Tunick die nackten Aktivist*innen vor dem Hauptquartier von Facebook.
Organisiert von der National Coalition against Censorship (NCAC) sollen mit der Aktion die Nutzungsrichtlinien der Online-Plattformen angeprangert werden, laut derer Bilder von unbedeckten weiblichen Brustwarzen in den sozialen Netzwerken untersagt sind. Daher verdeckten die Protestierenden ihre Nippel und Genitalien mit ausgedruckten Fotos von männlichen Nippeln, die laut den Richtlinien der Social Networks nicht als „anstößige Inhalte“ gelten.
Empfohlener externer Inhalt
In einem offenen Brief bemängelten die Initiator*innen des Projektes und zahlreiche Kunstorganisationen, dass die Nippel-Zensur Künstler*innen in ihrer Arbeit beeinträchtige. Spencer Tunick, als einer der Hauptverantwortlichen von #WeTheNipple, ist bekannt für seine Nacktfotografien. Tunick ließ bereits tausende nackte Menschen im öffentlichen Raum vor seiner Kamera posieren.
Laut den Facebook-Richtlinien sind „Fotos von Gemälden, Skulpturen und anderen Kunstformen, die nackte Personen oder Figuren zeigen“ jedoch gestattet. Künstlerische Fotografien, auf denen weibliche Nippel zu sehen sind, werden durch diese Regel ausgeschlossen.
Nacktheits-Filter
Die NCAC gibt in dem offenen Brief zwar zu, dass die Trennschärfe zwischen Kunst und Nicht-Kunst oft schwierig zu beurteilen sei, dennoch könne ein allgemeines Verbot nicht die Lösung sein. Durch die Verbannung von weiblichen Nippeln und der Erlaubnis von männlichen Nippeln auf den Plattformen würde eine Diskriminierung von Geschlechtern provoziert werden.
Stattdessen schlägt die Organisation einen Nacktheits-Filter vor, durch den Nutzer*innen selbst darüber entscheiden könnten, ob sie Bilder von nackten Menschen sehen möchten oder nicht. Auch die Bildung einer Arbeitsgruppe von Künstler*innen, Aktivist*innen und Facebook-Mitarbeiter*innen zur Entwicklung neuer Richtlinien, hebt die NCAC als mögliche Handlungsstrategie hervor. Auf Anfrage in der deutschen Pressestelle äußerte ein Facebook-Sprecher gegenüber der taz, dass sich der Konzern auf einen weiteren Austausch mit der NCAC freue. Welche Maßnahmen das Unternehmen konkret ergreifen wird, bleibt jedoch offen.
Obwohl die Fotos von der Aktion in New York die Richtlinien der sozialen Netzwerke erfüllten, waren am Montag auf Instagram alle Beiträge unter dem Hashtag zwischenzeitlich blockiert worden, wie die NCAC auf ihrem Blog mitteilte. Aktuell sind Bilder des Protestes, die unter dem Hashtag gepostet werden, wieder in dem Foto-Netzwerk und auch auf Facebook zu finden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW