Wasservertrag mit Tesla in Grünheide: Verhandlungen hinter verschlossenen Türen
Im Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) tobt ein Streit um vom Verbandschef angeblich nachträglich verschärfte Auflagen für Tesla in Grünheide.
Der Verbandschef soll Tesla einen vom WSE beschlossenen Vertrag zu Schadstoffgrenzwerten und Wasserkontingenten mit selbstständig veränderten Anhängen und zusätzlichen Beschränkungen für das Unternehmen übersandt haben. So zumindest der Vorwurf der Bürgermeister der Gemeinden Petershagen-Eggersdorf und Neuenhagen bei Berlin, Marco Rutter und Ansgar Scharnke.
Besagter Vertrag wurde im Dezember von einer Mehrheit der Bürgermeister:innen der WSE-Kommunen angenommen. Er billigte dem Autobauer mehr Spielraum bei den Schadstoffgrenzen in den Fabrikabwässern als bisher zu. Auf der anderen Seite sollte dem Unternehmen weniger Frischwasser geliefert werden.
André Bähler selbst soll gegen den Vertrag gewesen sein. Den Vorwurf, er habe nachträglich Änderungen daran vorgenommen, weist er gleichwohl zurück. Am Mittwoch wurde die Debatte um seine Person aber erst mal vertagt, ebenso wie die Frage, was nun überhaupt mit dem Vertrag passiert. Klar ist bislang nur, dass Tesla die Verträge nicht akzeptieren will.
Kundgebung gegen „Geheimverträge“
Aus Anlass der Sitzung hatten Aktivist:innen von Tesla den Hahn abdrehen und Aktive der Bürger:inneninitiative Grünheide vor dem Gebäude des WSE eine Kundgebung gegen „Geheimverträge mit Tesla“ angemeldet. Dass ausgerechnet der Teil der Sitzung, in dem das Thema Tesla auf den Tisch hätte kommen sollen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, sei ein Skandal, sagte Manu Hoyer von der Bürger:inneninitiative.
Hoyer und andere Tesla-Kritiker:innen wollten daher den Tagesordnungspunkt „Bürgersprechstunde“ nutzen, um Fragen zum Umgang des WSE mit Tesla zu stellen. Obwohl auch diese Sprechstunde „ein Hohn“ sei, so Hoyer. Für die Beantwortung der Fragen der Bürger:innen sei gerade mal eine halbe Stunde anberaumt worden.
Ihre Frage im Rahmen der Bürgersprechstunde richtete sie direkt an André Bähler: „Kann der WSE auch in trockenen Sommern die Wasserversorgung für die Bürger:innen sichern?“ Immerhin bräuchte Tesla im Sommer mehr Wasser zur Kühlung. Die Versorgungssicherheit beträfe Hoyer direkt. Auch sie wohnt in Grünheide. Bählers lapidare Antwort: Das wisse er nicht, das müsse man dann sehen.
Beinahe alle Fragen betrafen entweder die Versorgungssicherheit oder die fehlende Transparenz bei den Verhandlungen mit Tesla. Spontanen Applaus in den Reihen der Zuschauer gab es für die Forderung des Neuenhagener Gemeindevertreters Rico Obenauf (Freie Wähler), den Kreis derer zu erweitern, die eigentlich im Bilde sind, was hier zur Abstimmung steht. Auch er habe den Vertrag, den man mit Tesla abschließen möchte, nie zu Gesicht bekommen.
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ergebnis der Sondierungen
Auf dem Rücken der Schwächsten
Frauen und Krieg
Krieg bleibt männlich
Krieg im Nahen Osten
Definitionsmacht eines Genozids
Schwarz-Rote Finanzen
Grüne in der Zwickmühle
Schwarz-rote Sondierungen abgeschlossen
Union und SPD wollen gemeinsam regieren
Vertreibung von Palästinensern
Amerikaner in Gaza