Was bringt das neue Jahr (I)?: Tesla spaltet Brandenburg

Was erwartet Berlin und Brandenburg 2021? Teil 1: Die Tesla-Ansiedlung im Berliner Speckgürtel bringt einen Clash der Kulturen ans Licht.

Da geht ein Riss durch Brandenburg: Rodungen für Tesla Foto: Patrick Pleul/dpa

Bereits im Sommer sollen in Grünheide, einem verschlafenen Nest in Brandenburg südöstlich von Berlin, die ersten von jährlich bis zu 500.000 Fahrzeuge vom Band laufen. Der US-amerikanische Elek­troautohersteller Tesla winkt mit zunächst 12.000 Arbeitsplätzen, eines Tages könnten es bis zu 40.000 sein.

Schon kurz nachdem Ende 2019 bekannt wurde, dass Tesla die Region gehörig umkrempeln wird, begann das Unternehmen zu bauen: ohne komplette umweltrechtliche Genehmigung des Landes, also auf eigenes Risiko. Seitdem ist es interessant, auf den Clash der Kulturen in diesem brandenburgischen Dorfidyll zu blicken.

Angst versus Hoffnung

Denn während den einen das Ufo Tesla unheimlich ist und sie Umweltschäden, den Verlust ihrer ländlichen Abgeschiedenheit sowie Arbeitsplätze fürchten, von denen Menschen aus der Region sowieso nichts haben, begrüßen die anderen den Plan von Tesla. Auch sie haben ihre Argumente, denn lang war Brandenburg von der wirtschaftlichen Entwicklung abgehängt, es fehlte an großen Investoren, junge Leute wanderten ab.

Diese Positionen ringen also seit Ende 2019 miteinander – und das umso heftiger, je unbeirrter Tesla weiterbaut. Ende September sah es einmal kurz nicht besonders gut aus für den Autohersteller. Sprecher der Firma gingen derart arrogant über die Fragen der Bürger bei der mehrtägigen Erörterung ihrer Einwendungen in der Stadthalle Erkner hinweg, dass die Presse schon geneigt war zu glauben, so etwas sei hierzulande doch nun wirklich nicht möglich. Die Erörterung ging zu Ende, Tesla baute weiter.

Im Dezember dann die Nachricht, dass Rodungen plötzlich ruhen mussten, damit mehr streng geschützte Schlingnattern und Zauneidechsen eingesammelt werden können – ein toller Teilerfolg der Naturschutzverbände vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. Doch kurz darauf durfte Tesla die Rodungsarbeiten zum Teil wieder aufnehmen. Und kurz darauf stellte die Gemeinde Grünheide wie zur Entschuldigung die Weichen für bessere Verkehrsbedingungen für Tesla, beschloss eine neue Anschlussstelle an die Autobahn, den Umbau eines Bahnübergangs und Park-and-Ride-Flächen. Firmengründer Elon Musk twitterte auf Deutsch: „Dankeschön Brandenburg und Grünheide!“

Es bleibt spannend

Auch wenn es also wohl letztlich nur darum geht, ob die Tesla-Autos einen Monat früher oder später vom Band rollen werden: Es wird noch lange über den Produktionsstart hinaus spannend bleiben, dem Kampf der Positionen in Grünheide zuzuschauen.

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