Was 2018 wichtig wird in Berlin I: Die 68er werden 50!
Es wird Debatten geben: Die politischen Entwicklungen, für die die Jahreszahl 1968 zu einer Chiffre geworden ist, sind umkämpft wie lange nicht mehr.
Joschka Fischer und Hans-Christian Ströbele, Götz Aly und Daniel Cohn-Bendit, nicht zu vergessen Rainer Langhans: Vermutlich haben Sie nicht das Gefühl, diese Männer seien in den vergangenen Jahrzehnten zu selten in den Medien gewesen. Trotzdem können Sie sich schon mal darauf einstellen, dass das im nächsten Jahr nicht anders wird. Im Gegenteil: 1968, eines der wichtigsten Jahre der Nachkriegsgeschichte, jährt sich 2018 zum 50. Mal. Zeitzeugen, die ebenso prominent wie mitteilsam sind, werden da gern genommen.
Trotzdem muss das Gedenkjahr nicht zum Gähnen sein. Denn die politischen Entwicklungen, für die die Jahreszahl 1968 zu einer Chiffre geworden ist, sind in Deutschland umkämpft wie lange nicht mehr. Aus Sicht der AfD und ihrer Anhänger steht 1968 für all die „links-grün-versifften Gutmenschen“, die ihr schönes Deutschland in den Ruin getrieben haben, vom Langzeitstudenten bis zur Frauenrechtlerin. Flüchtlinge, Minderheitenrechte, Islam, Feminismus, NS-Gedenkpolitik oder der Kulturbetrieb: Den Rechten ist Unterschiedlichstes ein Dorn im Auge – doch dass das alles in Deutschland eine Stellung inne hat, die es in ihren Augen niemals besitzen dürfte, daran sind, natürlich, die 68er Schuld.
Auch das Erinnern an 1968 wird also umkämpft sein. Denn wie einem politischen Ereignis gedacht wird, ist selbst ein Politikum. Und auch wenn die Zeiten selbstverständlich andere sind: Es ist ja nicht so, dass die Themen der 68er, von der Antikriegsbewegung bis zum Protest gegen die Springerpresse, heute keinen Widerhall mehr finden könnten.
Das Jubiläumsjahr sollte also interessante politische Diskussionen möglich machen, gerade wenn es gelingt, dabei auch ein paar weniger prominente Stimmen zu Wort kommen zu lassen. Gleich zu Beginn könnte dabei ein Berliner Ereignis eine Rolle spielen, das sich 2018 zum 40. Mal jährt: Mit dem „Treffen in Tunix“, einem Kongress an der TU im Januar 1978, unternahm das linke Spektrum den Versuch, das vielfach erstarrte politische Erbe der 68er neu zu beleben. Abends wurde etwa im SchwuZ gefeiert, tagsüber geredet und demonstriert – und nebenbei auch noch die taz gegründet.
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