Warum die NPD ihr „Bürgerbüro“ verliert: Rechtsrock statt Bürgernähe
Die NPD wird ihr Bürgerbüro im Thinghaus in Grevesmühlen schließen müssen. Denn nach dem Wahlflop in Mecklenburg-Vorpommern und dem verpassten Wiedereinzug der Fraktion um Udo Pastörs ins Schweriner Schloss gibt es keine öffentlichen Mittel für die Raumanmietung mehr.
Aber auch ohne NPD-Bürgerbüro wird der Betrieb in der ehemaligen Zementfabrik wohl weitergehen. Die „Jungs und Mädels“ um den Besitzer Sven Krüger haben längst eine neue Finanzierungsidee entwickelt: offiziell angemeldete Rechtsrockkonzerte.
Am vergangenen Samstag waren gleich drei Szenebands im umzäunten Gebäude am Stadtrand angekündigt: Old Glory, Treueorden und Abtrimo.Und obwohl sich Abtrimo krank meldeten und die Polizei die Gäste vor der Tür kontrollierte, kamen rund 100 Leute. Mit dabei waren auch Wahlhelfer der NPD. Ein Gast erklärte sich per T-Shirt gleich solidarisch mit Ralf Wohlleben, einem ehemaligen NPD-Funktionär aus Jena – und NSU-Mitangeklagten. „Freiheit für Wolle“, stand auf dem Shirt.
Der Generalbundesanwalt wirft Wohlleben vor, dem Trio Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe beim Abtauchen geholfen und eine der Mordwaffen besorgt zu haben.
Auf der Facebook-Seite des Thinghauses bedankt sich die „Gefangenenhilfe“ für den „schönen Abend“. Die braune Hilfsorganisation für „nationale Gefangene“ habe, bevor die Band Old Glory auf der Bühne ein Lied für „Wolle“ spielte, ihre Arbeit vorstellen dürfen.
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland
Zudem habe der Sänger der Band Treueorden laut „Gefangenenhilfe“ gesagt: „Getroffen hat es Wolle, der nun schon seit über fünf Jahren von seiner Familie getrennt ist! Meinen tut der Staat uns alle und dessen müssen wir uns bewusst sein!“ Tosenden Applaus hätte das Bekenntnis zu dem Unterstützer einer rechtsextremen Terrorzelle auslöst, berichtet die „Gefangenenhilfe“. Die Polizei schritt am Abend nicht ein.
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