■ Kommentar: Warten im Turm
Abwarten und Aussitzen ist des Investors Zauberformel. Da kommt vor sechs Jahren einer daher, verspricht Unmögliches für den Wasserturm und dann: Statt Taten nur Warten. Denn der Eigentümer weiß: Der fortschreitende Verfall des Denkmals macht die Politiker erpreßbar. Ist man doch geradezu dankbar, wenn schließlich überhaupt irgendetwas zur Rettung des Gemäuers passiert. Und sei es, ein unerwünschtes Hotel einzurichten.
Dem Bezirk hätte von Anfang an klar sein müssen, daß die Versprechen zur öffentlichen Nutzung eine finanzpolitische Utopie bleiben würden. Doch auf rechtswirksame Verträge wurde gutgläubig verzichtet.
Wenn Storr sich aber jetzt im fernen München angesichts erfolgreichen Nichtstuns die Hände reibt, wenn Verwaltung und Politik vor Ort hoffen, die Zeit werde die Wogen im Viertel schon glätten, oder die Präsenz zahlungskräftiger Hotelgäste gar könne die Drogenszene aus der Schanze verdrängen, irren sie beide. Die Idee vom Aussitzen und Abwarten hat die Menschen im Stadtteil noch nie bezaubert: Die Straßenschlachten und der zähe Kampf um die Rote Flora dürften allen Beteiligten in bester Erinnerung sein. Ebenso wenig wird sich das Viertel diesmal einen privatisierten Wasserturm bieten lassen. Zumal der ja einst zur „Versorgung der Öffentlichkeit“ gebaut wurde.
Ein brennendes Denkmal, eingeschlagene Hotel-Fensterscheiben und von Junkies bedrohte Urlauber kann und wird sich Hamburg nicht leisten wollen. Deshalb muß der Investor wohl noch ein bißchen abwarten, damit er seine Hotel-Träume realisieren kann.
Heike Haarhoff
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