Warnung vor Gefahr durch Aluminium: Angstschweiß wegen Deos
Das Bundesinstitut für Risikobewertung revidiert seine positive Einschätzung über aluminiumhaltige Deos. Diese sind jedoch weit verbreitet.
BERLIN taz | Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist nicht unbedingt für Panikmache bekannt. Wenn es also eine Stellungnahme herausgibt, die ein Risiko zumindest für möglich erklärt, hat das Gewicht. Jetzt hat das BfR die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Deodorants mit Aluminium beurteilt. Das Ergebnis: Schon wer nur einmal pro Woche ein aluminiumhaltiges Deo verwendet, überschreitet die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) empfohlene tolerierbare Aufnahmemenge von einem Milligramm Aluminium je Kilogramm Körpergewicht.
In vielen handelsüblichen Deos wie Nivea, Dove oder Rexona steckt Aluminium. Genau genommen handelt es sich dann nicht um ein geruchsminderndes Deodorant, sondern um ein Antitranspirant. Aluminium verhindert Schwitzen auf zwei Wegen: Es zieht die Hautporen zusammen. Außerdem bildet es zusammen mit Proteinen einen gelartigen Komplex, der temporär „wie ein Propfen“ (BfR) die Schweißkanäle verschließt. Das ist der gewünschte Effekt. Unerwünscht ist dagegen die Aufnahme in den Körper. Laut BfR dringt der Stoff über frisch rasierte oder verletzte Haut besonders gut ein.
Studien bringen Aluminium immer wieder mit Brustkrebs und Alzheimer in Verbindung. Das BfR hält die wissenschaftlichen Belege dafür derzeit für nicht ausreichend, allerdings sei die Datenlage widersprüchlich, mehr Forschung nötig.
Für Nervensystem, Knochenentwicklung, Fruchtbarkeit und für Embryos seien große Mengen Aluminium jedoch nachweislich gefährlich. Zwar werde der Stoff bei gesunden Menschen über die Nieren ausgeschieden. Langfristig reichere er sich jedoch in Lunge und Skelett an. Eine „abschließende Risikobewertung“ wagt das BfR nicht. Dennoch solle eine regelmäßige Zufuhr über einem bestimmten Schwellenwert vermieden werden.
Tolerierbare Menge ausgeschöpft
Bislang hatte das BfR nur die Aufnahme über die Nahrung als potenziell problematisch angesehen, etwa über Trinkwasser, Zusatzstoffe, Kochgeschirr oder Verpackungen. Auch einige unverarbeitete Lebensmittel enthalten von Natur aus relativ viel Aluminium. „Die wöchentlich tolerierbare Aufnahmemenge ist wahrscheinlich bei einem Teil der Bevölkerung allein durch Lebensmittel ausgeschöpft“, heißt es beim BfR. Im Zusammenspiel mit Kosmetika könne der Schwellenwert so immer wieder überschritten werden. Denn Aluminium kommt in Deos, in Sonnencreme, Zahnpasta und als Farbpigment in Lippenstiften zum Einsatz.
Noch 2007 hatte das BfR die Aufnahme über die Haut als vernachlässigbar bewertet. Diese Einschätzung wurde jetzt revidiert. Eine Empfehlung will die Behörde nicht aussprechen, doch „es können Deodorants ohne Aluminiumsalze verwendet werden“. Derzeit müssen zwar auf Kosmetikaverpackungen die Inhaltsstoffe vollständig aufgelistet sein, für Verbaucher sind die englischen Bezeichnungen in diesen Listen jedoch oft schwer durchschaubar. Selbst Deokristalle oder auf ihnen beruhende Sprays, oft als besonders schonende Form der Geruchsverhinderung beworben, enthalten laut Inhaltsstoffliste „Ammonium Alum“ oder „Potassium Alum“.
Beides sind jedoch Aluminiumsalze. Sowohl Naturkosmetikhersteller als auch herkömmliche Marken haben auch Deos ohne Aluminium im Angebot. Sie hemmen nicht den Schweißfluss an sich, sondern Geruch, entweder durch Duftstoffe oder durch Natriumhydrogencarbonat, auch bekannt als Speisenatron.
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