Warnstreik vor dem Berliner Konzerthaus: Mach doch kein Theater!
Beschäftigte des Berliner Konzerthauses protestieren gegen hausinternen Verhältnisse und für Entgelterhöhungen.
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„Andere Theater wie die Volksbühne oder an der Parkaue sind da viel weiter, obwohl alle vom Land Berlin betrieben werden“, sagt Gregor. „Das Land schafft keine Arbeitsstellen.“ Protestiert wird gegen interne Probleme wie die hohe Arbeitsbelastung, aber auch wegen der zwei gescheiterten Tarifrunden der Länder (TV-L) für die Entgelterhöhung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst.
Die Gewerkschaft Verdi hatte schon am Freitag letzter Woche zu Warnstreiks aufgerufen, nachdem von der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) kein Entgegenkommen kam. Für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes wird eine Anhebung der Einkommen um 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich gefordert, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
Großes Haus, kleines Team
Auch am Konzerthaus will man diese Forderungen durchsetzen. Inflation, Arbeitszeiten und haufenweise Überstunden sind nur ein paar der Argumente dafür. Doch im Konzerthaus herrscht eine weitere Ungleichheit: Es gäbe laut Gregor verschiedene Arbeitsverträge, die zu „sozialem Unfrieden“ führen – der an diesem Morgen deutlich zu spüren ist.
So haben 60 der 150 Mitarbeiter Tarifverträge der Länder; der Rest wird nach Tarifvertrag für die Musiker in Konzert-und Theaterorchestern bezahlt – sie verdienen mehr. „Die jungen Leute mit neuen Arbeitsverträgen fallen durch das Raster“, schimpft ein Protestierender. Doch wer ist verantwortlich dafür?
Auch Verdi-Sekretär Hikmat El-Hammouri ist vor Ort. Er hat eine klare Antwort darauf: „Die Finanz- und Kulturverwaltung, das Konzerthaus, aber vor allem das Land Berlin sind zuständig.“ Auf taz-Nachfrage heißt es vom Konzerthaus, man betrachte sich nicht als zuständig für dieses Problem – und verweist aufs Land. Die Senatsverwaltung für Kultur antwortet bis Redaktionsschluss nicht.
Die dritte Verhandlungsrunde der Länder wird am 7. und 8. Dezember fortgesetzt. Das sei bitter nötig: „Sonst ist das nicht mehr lange tragbar“, sagt Gregor.
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