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Wandel in der linken Kulturpolitik setzt sich fort

Adé Wolfgang Brauer ist aus der Linkspartei ausge-treten. Seine Themen seien nicht mehr en vogue

Wolfgang Brauer Foto: imago

Wolfgang Brauer ist kein Linker mehr – zumindest was das Parteibuch angeht. Wie jetzt bekannt wurde, hatte der streitbare Kulturpolitiker aus Marzahn-Hellersdorf bereits im November seinen Austritt angekündigt und die Mitgliedschaft in der Linken dann tatsächlich beendet.

Er sei „zu dem Entschluss gekommen“, dass seine „kulturpolitischen Ansätze in der Partei so nicht mehr durchsetzungsfähig“ seien, sagte Brauer am Dienstag der taz. Der Austritt aus der Partei bedeute aber keinen Abschied von seinen Idealen: „Ein Linker bleibe ich trotzdem.“

Mit seinen Themen sei er zuletzt gegen eine „innerparteiliche Wand“ gelaufen, begründete Brauer seinen Schritt. Zudem habe er von seinen Genossen „nicht ausreichend Unterstützung“ vor der Wahl im Herbst erfahren. „Man fühlt sich dann verzichtbar.“ Dass die Linkspartei nun in der neuen Regierung sitze, machte es für ihn zudem noch schwerer, dass seine zum Teil klaren linken Positionen keine Chance mehr hätten, so der 62 Jahre alte Brauer.

Brauer wies aber Meldungen zurück, die suggeriert hatten, dass aus seiner Sicht Klaus Lederer nicht für das Amt des Kultursenators geeignet sei. „Nein, das stimmt nicht. Ich hatte eher meine Probleme mit ihm als Landesvorsitzenden.“ Brauer kündigte an, er werde wieder als Lehrer arbeiten und in anderen Funktionen der Kultur erhalten bleiben.

Wolfgang Brauer saß seit 1999 für den Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf im Abgeordnetenhaus. 14 Jahre lang war er dort kulturpolitischer Sprecher seiner Fraktion und kämpfte leidenschaftlich für den Erhalt der Kulturinstitutionen in der Stadt. Besonders am Herzen lagen ihm die Freie Szene und die Bühnen. 2016 hatte er den Vorsitz des Staatsoper-Untersuchungsausschusses inne und warf dort Klaus Wowereit krasse Geldverschwendungen und schlechte Planung bei der Sanierung des Baus vor.

Die Wahl am 18. September, von keinem sehr aussichtsreichen Listenplatz aus, verlor Brauer. Sein Mandat ging an den AfD-Kandidaten Gunnar Lindemann – was Brauer sichtlich deprimierte.

In der neuen Berliner Links-Fraktion begreift man bis dato den Austritt nicht ganz. „Das kann hier keiner nachvollziehen. Dass ihm der Schock über das nicht gewonnene Direktmandat tief in den Knochen steckt, ist verständlich“, merkte eine Fraktionsmitarbeiterin an. Auch mit Lederers Plänen – etwa die Prüfung der Volksbühnen-Personalie Chris Dercon – sei Brauer lange vertraut gewesen.

Mit Brauers Abgang vollzieht sich – wie schon bei der SPD und den Grünen zuvor – auch ein Wechsel und eine Neujustierung in der Linken-Kulturpolitik. Neue kulturpolitische Sprecherin der Fraktion werde Regina Kittler, so die Pressereferentin Leonore Dietrich zur taz. Kittler hatte sich zuvor mit den Bereichen Bildung und Familie befasst. Rolf Lautenschläger

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