Wandel bei Miss-Wahlen: Die neue Vermessung der Frau
Wenn es bei „Miss Germany“ nicht mehr um Schönheit geht und selbst „Germany’s Next Topmodel“ auf divers macht – ist dann irgendwas gewonnen?
Super sehen sie aus, sagt die Moderatorin. Bei der diesjährigen Wahl zur „Miss Germany“, die am vergangenen Wochenende in der Europa-Park-Arena in Rust stattgefunden hat, standen nicht nur 16 Schönheiten, sondern auch 16 Lebensgeschichten auf der Bühne, dem Laufsteg, dem virtuellen Präsentierteller der ansonsten Zuschauer-freien Show.
Vieles hat sich geändert bei diesem Schönheitswettbewerb und nicht nur dort: Selbst „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM) eine Sendung, die zuverlässig unterirdische Frauenbilder liefert, hat sich für die aktuelle Staffel mehr Diversität verordnet.
Es gibt eine geflüchtete, eine gehörlose, eine kurvige und eine kleine Kandidatin. Hautfarbe, Konfektionsgröße und Alter sollen keine K.-o.-Kriterien mehr sein dürfen.
Ist das jetzt ein Zeichen der Zeit oder bloß ein PR-Gag?
Sind sie also endgültig vorbei, die Zeiten, in denen junge, schöne Frauen in Bikinis oder Badeanzügen an einer überwiegend männlichen Jury vorbeistöckelten? Sich begutachten und bewerten, vorführen – und verkaufen ließen? Oder wird hier immer noch von Charakter und Ausstrahlung gefaselt, aber auf Brüste und Beine geschaut?
Die Miss-Wahl verzichtet tatsächlich auf den Bikinilauf, bei GNTM müssen die Frauen, die natürlich auch immer noch Mädels oder Girls heißen, stattdessen nackt laufen, Nippel und Scham knapp beklebt.
Was genau heißt dieser seltsame Wandel also jetzt? Ist das ein Zeichen der Zeit oder des Untergangs? Ermutigung oder Verzweiflung? Ein Sieg des Feminismus oder ein blöder PR-Gag?
Anscheinend sind Frauenkörper als Projektionsfläche einfach unschlagbar. Die entsprechenden Formate für Männer bekamen nie so viel Aufmerksamkeit. Obwohl es Anfang der Neunziger, in den wilden Zeiten des noch jungen Privatfernsehens, mal eine lustige Show gab, die versuchte, den Spieß umzudrehen. Bei „Mann-o-Mann“ mussten sich die Männer in albernen Spielchen vor einer weiblichen Jury beweisen, die abgewählten Kandidaten wurden in den Pool geschubst.
Ein Streifzug durch die Miss-Geschichte
Aber da wird es dann eben auch immer gleich albern. Miss-Wahlen hingegen waren mal ein beinhartes Geschäft. Und jetzt?
Anlass genug für einen Streifzug: Durch die an Absurditäten reiche Geschichte der Miss-Wahlen, das seltsame Geschäftsmodell hinter den Schönheitswettbewerben, die besten Filme zum Thema und die Halbwertzeit des Krönchens.
Außerdem widmen wir uns den Fragen, ob „Body Neutrality“ nicht cleverer ist als „Body Positivity“ – und welche Mission „Miss Bremen“ nun eigentlich verfolgt.
Mehr über den Wandel der Misswahlen und Schönheitsideale lesen Sie in unserem Wochenendschwerpunkt in der gedruckten taz am wochenende oder hier am E-Kiosk.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin