Berwerberin zur Miss Germany: Miss mit künstlichem Darmausgang

Die Bremerin Mara Maeke hat einen künstlichen Darmausgang und kandidiert gerade deshalb bei der Wahl zur Miss Germany.

Eine schlanke junge Frau sitzt auf einem Sofa, links eine Stehlampe

Nutzt die Miss-Germany-Wahl für ihre Mission: Mara Maeke Foto: Fabian Kirchner

HAMBURG taz | Es dürfte ganz in Mara Maekes Sinne sein und zugleich überhaupt nicht, dass ein Text über sie damit beginnt, dass sie einen künstlichen Darmausgang hat. Maeke ist im Dezember zur Miss Bremen gekürt worden; am Samstag tritt sie im Europapark Rust bei Freiburg bei der Wahl zur Miss Germany an.

Die 26-Jährige will die Plattform der Miss-Germany-Wahl nutzen, um offensiv mit „Makeln“ wie ihrer Darmkrankheit und der damit einhergehenden Ausgrenzung umzugehen. Zugleich wendet sie sich auf ihrem Instagram-Account gegen „Inspiration Porn“, also das Herausstreichen von Beeinträchtigungen und Stigmata wie „trotzdem geschafft“. „Es sollte nicht inspirierend sein, dass ich mein Studium gemacht habe“, hält Maeke dagegen. Sie sei einfach ein ganz normaler Mensch, der sein Leben lebt.

Um eine solche Normalität zu ermöglichen, braucht es aber noch einiges an Engagement. „Oft habe ich selbst erlebt, wie andere Menschen mich für mein Aussehen, das durch Medikamente oder die OPs stark verändert und eben einfach anders war, angestarrt haben“, schreibt sie auf Instagram. Genau deshalb wolle sie dafür einstehen und helfen, solche Themen zu enttabuisieren. „Niemand sollte sich mehr gezwungen fühlen, sich zu verstecken“, findet Maeke.

Das passt zum neuen Ausrichtungsmodus der Miss-Germany-Wahl. Die dahinter steckende Oldenburger Agentur hat ihr Konzept vor zwei Jahren umgestellt. Seither geht es nicht mehr nur im platten Sinn um Schönheit und stilsicheres Auftreten, sondern um Vielfalt, Haltung und darum, zu sich zu stehen.

Neues Miss-Konzept

„Mit Miss Germany suchen wir einzigartige Frauen und Persönlichkeiten, die ihre Ziele und Visionen vorantreiben und dabei andere Frauen inspirieren wollen, es ihnen gleichzutun“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Max Klemmer. Das Familienunternehmen biete den Frauen eine Plattform, um ihre Ideen, Visionen und Ziele zu realisieren. „Dabei spielen gesellschaftliche Schönheitsideale kein Rolle, weshalb Miss Germany zu 100 Prozent kein Schönheitswettbewerb ist“, versichert Klemmer.

Durch Colitis Ulcerosa, eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, habe sich ihr Leben komplett verändert, erzählt Maeke. Sie habe gelernt, sich trotz ihrer Behinderung und Unvollkommenheiten zu lieben und das wolle sie weitergeben. „Man muss nicht perfekt sein, um ein wertvoller Mensch zu sein“, sagt sie. Derzeit promoviert Maeke an der Uni Bremen in mariner Mikrobiologie. Ihr Wissen möchte sie nutzen, um in die Darmforschung einzusteigen.

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