Waldwirtschaft: Ausbeutung in Bayerns Wald
Im Freistaat entstehen wegen des wachsenden Holzexports ständig neue Großsägewerke.
MÜNCHEN taz Ein Bundesland könnte künftig besonders Zielgebiet von Auslandsinvestitionen sein: der Freistaat Bayern, der zu einem Drittel bewaldet ist und mit etwa 2,5 Millionen Hektar Wald das waldreichste Bundesland ist. "Bayern ist das größte Waldgebiet in Mitteleuropa", stellt Professor Hubert Weiger fest, Präsident des Bunds Naturschutz Bayern (BUND).
Selbst im Vergleich zum vermeintlich waldreichen Skandinavien sei Deutschland mit mehr Ressourcen ausgestattet. So wächst und gedeiht allein in den südlichen Bundesländern mehr Biomasse als in den Nordländern - den größeren und dickeren Bäumen sei dank. Der BUND-Chef weist im Gespräch mit der taz darauf hin, dass es schon jetzt Anzeichen für eine Ausbeutung dieses Naturschatzes gibt. So exportiere der Freistaat bereits Buchenholz nach China und inzwischen seien so viele Großsägewerke entstanden, dass deren Kapazität nur wenige Jahre ausgelastet werden könne. "Die setzen ganz klar darauf, in den kommenden 20 Jahren Nutznießer der steigenden Holznachfrage zu sein", so Weiger, "denen ist es egal, dass danach nur noch Jungwald steht."
In Gefahr sind dabei vor allem die Privatwälder, die 54 Prozent der bayerischen Waldfläche ausmachen - 14 Prozent sind in Gemeindebesitz, 30 Prozent im Staatsbesitz und 2 Prozent in Bundeshand. Zwar gilt für jeden Besitzer das Waldgesetz, das "naturnahe und nachhaltige Bewirtschaftung" vorschreibt, so das bayerische Forstministerium auf Anfrage. Und bei Verstößen würde die Forstverwaltung einschreiten - notfalls auch mit polizeilichen Maßnahmen. Aber der Vollzugsbeamte Markus Schmorell zweifelt daran, dass die Waldgesetze wirklich angewandt werden. Schmorell ist Forstamtsleiter in Weilheim und verbringt viele Tage im Jahr in den Wäldern, bei den Besitzern. "Wir haben ein sehr liberales Waldgesetz", ist seine Einschätzung. "Wenn es jemand auf eine Ausbeutung, einen Kahlschlag anlegt, sind unsere Mittel begrenzt."
In seinem Aufsichtsbezirk bemerkt Schmorell schon jetzt, dass die Ressource Holz an Wert zunimmt. "Egal ob Holz als Energielieferant gesehen wird oder als Werkstoff - die Begehrlichkeiten steigen, auch wir haben ein paar Geier unter den Waldbesitzern." Die Forstverwaltung müsse zunehmend aufpassen, dass die Spielregeln eingehalten werden, so der oberbayerische Forstbeamte.
Eine schwierige Aufgabe, denn sein Team ist sowieso schon am Arbeitslimit. In den letzten Jahren wurde so viel Personal eingespart und reformiert, dass "wir jetzt an unsere Grenzen stoßen". Denn nicht nur Investoren gilt es im Auge zu behalten, sondern auch die Natur und das Klima. Schließlich fallen Borkenkäfer und Sturmschäden ebenso in das Aufgabengebiet des Forstamtes wie die Bewirtschaftung durch die Waldbesitzer.
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