Waldwirtschaft: Die Holzwerkstatt der Welt

Weil die Nachfrage nach Billigprodukten aus China steigt, wächst der Holzimport. NGOs warnen vor enormen Kosten für Mensch und Umwelt.

Drei Viertel ihres Bauholzes importiert China aus dem asiatisch-pazifischen Raum - etwa von dieser Holzfirma in Indonesien. Bild: dpa

BERLIN taz Chinas rasantes Wirtschaftswachstum sorgt auf dem Weltmarkt für Holz für extreme Nachfragesteigerungen. Aus der "Holzwerkstatt der Welt" stammt ein Drittel der weltweiten Möbelproduktion. Längst kann China die Nachfrage nach Industrieholz nicht mehr aus eigener Produktion decken: 143 Millionen Kubikmeter Rundholz importierte China im Jahr 2005 - etwa dreimal so viel wie noch im Jahr 1997. Experten rechnen damit, dass sich die Zahl bis 2013 nochmals verdoppelt.

Drei Viertel des von China importierten Bauholzes stammen aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Laut einer 2006 erschienenen Studie von Forest Trend und dem Center for International Forestry Research (Cifor) absorbiert China mehr als 50 Prozent der Importe aus Indonesien, Papua-Neuguinea und Birma. Auch über 40 Prozent der russischen Rundholzexporte gehen nach China.

NGOs verweisen seit langem auf die enormen Kosten für Mensch und Umwelt, die mit dem chinesischen Holzhunger einhergehen. Unlängst sorgten die Pläne Pekings, für die Olympischen Spiele 2008 rund 800.000 Kubikmeter indonesisches Merbauholz zu verwenden, erneut für Entrüstung. Das dunkelrote Tropenholz wächst fast nur noch in den Regenwäldern von Neuguinea.

China plant, eigens für die olympischen Bauvorhaben eine Milliarde US-Dollar in ein Sägewerk im indonesischen Teil der Insel, Westpapua, zu investieren. Den Beteuerungen von Indonesiens Politikern, stärker auf nachhaltige Forstwirtschaft zu setzen, mögen die Umweltschützer keinen Glauben schenken. Nach dem Weltwaldbericht der UN-Organisation FAO werden in Indonesien jährlich etwa 1,8 Millionen Hektar Waldfläche kahl geschlagen - pro Minute eine Größe von fünf Fußballfeldern. Achtzig Prozent davon werden illegal gefällt.

Neben dem Verbrauch von Holz und Papier treibt die Nachfrage nach Palmöl die Abholzung voran. Auch hier ist Chinas Investment führend. Von den zwölf Milliarden US-Dollar ausländischen Direktinvestitionen, die in den nächsten Jahren in Plantagen und Biodieselanlagen in Indonesien fließen sollen, kommen 5,5 Milliarden von der China National Offshore Oil Corporation (CNOOC).

Den Großteil der Importe von Holzprodukten teilen sich freilich wenige Industriestaaten - allen voran die Europäische Union und die USA. Laut einer Studie von Forest Trends und Cifor sind die Importe von Holzfertigprodukten in die USA in den letzten Jahren um 1.000 Prozent gestiegen. Im EU-Raum betrug die Steigerung 800 Prozent. Folgerichtig verwies Greenpeace 2006 bei der Vorstellung eines Reports zu Chinas Rolle im Handel mit illegal gefälltem Holz auf die Konsumfrage hierzulande. Schließlich verbrauche ein Deutscher mit 235 Kilogramm pro Jahr fast siebenmal so viel Papier wie ein Chinese.

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