Waldbrände in Brasilien: Gouverneure geben Bolsonaro Kontra
Die regionalen Regierungschefs der Amazonasregion sorgen sich um das Image des Landes. Selbst die Landwirte mahnen zur Mäßigung.
Der Staatschef hatte zuvor eine Entschuldigung von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron gefordert, bevor er die von den Industrieländern angebotene Hilfe bei den Löscharbeiten annehmen will. Er warf Macron vor, ihn als Lügner bezeichnet und die Souveränität des Amazonasgebiets infrage gestellt zu haben.
„Ich denke, jetzt sollten wir uns um unsere Probleme kümmern und der Welt der Umweltdiplomatie ein Zeichen geben, denn sie ist fundamental für die Landwirtschaft. Sonst erleiden wir einen schweren Imageschaden, der bereits jetzt allen Anlass zu Sorge gibt“, sagte der Gouverneur von Pará, Hélder Barbalho.
Der brasilianische Präsident gilt eigentlich als Freund der Agrarindustrie. Weil wegen Bolsonaros Umweltpolitik nun aber einige europäische Länder bei der Ratifizierung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und dem Mercosur auf die Bremse treten, sorgen sich mittlerweile auch die brasilianischen Landwirte um ihr Exportgeschäft mit Rindfleisch und Soja.
Umstrittene Äußerung zu Umweltschützern
„Brasilien hat sich mit Abschluss des Mercosur-Abkommens zu einer nachhaltigen Waldwirtschaft bekannt“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) der Welt. „Wenn das Land dieser Verpflichtung nicht nachkommt, werden wir nicht tatenlos zuschauen.“ Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur beinhaltet ein Nachhaltigkeitskapitel mit verbindlichen Regelungen. „Wenn diese nicht eingehalten werden, kann es die vereinbarten Zollerleichterungen nicht geben“, sagte Klöckner.
Die Bundesregierung muss sich nach den Worten von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) dafür einsetzen, die Abholzung der Wälder zu stoppen. „Der Regenwald darf nicht für neue Sojafelder brennen“, sagte Müller der Passauer Neuen Presse. „Ein wichtiger Schritt wäre, auf Schweinemast auf Basis billiger Sojaimporte von gerodeten Flächen zu verzichten.“
Auch wegen seiner umstrittenen Äußerung zu Umweltschützern bekam Bolsonaro von den Gouverneuren Kontra. Der Staatschef hatte zuletzt behauptet, Nichtregierungsorganisationen könnten die Waldbrände gelegt haben, um sich für die Streichung öffentlicher Mittel zu rächen und seine Regierung zu diskreditieren. „Ich gehöre nicht zu denen, die Nichtregierungsorganisationen verteufeln“, sagte nun Gouverneur Dino. „Ich halte das für einen Fehler, denn es gibt in der Welt und in Brasilien sehr ernsthafte NGOs.“
Rückendeckung erhielt Bolsonaro hingegen von US-Präsident Donald Trump. „Ich habe Präsident Jair Bolsonaro gut kennengelernt“, schrieb er auf Twitter. „Er arbeitet sehr hart wegen der Brände im Amazonasgebiet und macht einen großartigen Job für das brasilianische Volk.“
Bolsonaro bedankte sich ebenfalls bei Twitter: „Vielen Dank, Präsident Trump. Wir bekämpfen die Waldbrände mit großem Erfolg. Brasilien ist und wird immer eine internationale Referenz in nachhaltiger Entwicklung sein. Die Fake-News-Kampagne gegen unsere Souveränität wird nicht funktionieren.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA entwerfen UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine ohne jede Kritik an Russland
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen