Waldbrände in Berlin-Brandenburg: Wassersparendes Löschen
Waldbrandexperten fordern angepasste Strategien zur Bekämpfung von Feuern. Der viel beschworene Waldumbau geht dagegen nur langsam voran.
Goldammer, der das Zentrum für Globale Feuerüberwachung an der Universität Freiburg leitet, bezog sich dabei auf den Großbrand bei Jüterbog südwestlich von Berlin, der seit dem 31. Mai rund drei Wochen lang die Einsatzkräfte der Feuerwehren forderte. Auf dem stark munitionsbelasteten ehemaligen Truppenübungsplatz waren mehr als 700 Hektar von dem Feuer betroffen. Die extreme Trockenheit im Mai und der Wind hatten das begünstigt. Nach offiziellen Angaben wurden rund 350.000 Liter Löschwasser eingesetzt.
Goldammer verwies darauf, dass die Wildnisflächen, die auf vielen derart belasteten Gebiete entstünden, ökologisch wertvoll seien, aber auch Risiken bedeuteten: „Durch das Totholz, das nicht geräumt wird, verweilt der Brand länger und frisst sich regelrecht in den Boden hinein.“
Der Experte forderte, grundsätzlich müssten mehr Feuerwehrleute dazu ausgebildet werden, Brände auch „jenseits der Straße“ zu bekämpfen. Mit dem „fußläufigen“, gezielten Löschen von Brandherden könnten große Wassermengen eingespart werden. Wo die Gefahren durch Munition im Boden zu groß sei, könnten auch ferngesteuerte Löschroboter und Löschpanzer zum Einsatz kommen.
In Berlin sei man glücklicherweise weit entfernt von den Brandenburger Zahlen, betonte Lutz Wittich, Vizechef der Berliner Forsten – auch wenn fast ein Fünftel der Stadtfläche mit Wald bedeckt ist. Im Jahr 2022 hätten trotz des Brandes rund um den Sprengplatz der Polizei im Grunewald (dessen Auslöser noch immer nicht aufgeklärt ist) insgesamt nur 75 Hektar gebrannt. Es gebe viele BesucherInnen in den Forsten, die mittlerweile auch alle einen Brand umgehend per Handy melden könnten, und eine Berufsfeuerwehr, die schnell zur Stelle sein könne.
Waldumbau? 100 Hektar pro Jahr!
Die von der Politik immer wieder betonte Notwendigkeit eines Waldumbaus unterstrich auch Wittich. Allerdings gehe das nicht so schnell, wie viele es sich vielleicht vorstellten: „100 Hektar im Jahr mag bei 10.000 Hektar reinen Kieferbeständen enttäuschend klingen, aber wir können den Wald nicht großflächig aufschlagen.“ Unpopulär, aber enorm wichtig für den Waldumbau sei die Steigerung der Jagd, denn: „Rotwild, Damwild, Schalenwild sind unsere Gegenspieler.“ Hirsche, Rehe und Wildschweine fräßen Setzlinge sofort weg, wenn diese nicht aufwändig geschützt würden.
Die Wildnisstiftung als Eigentümerin des Truppenübungsplatzes bei Jüterbog betrachtet die Brandfolgen übrigens optimistisch: „Die Natur erholt sich schneller, als wir denken“, erklärte Geschäftsführer Andreas Meißner vor wenigen Tagen. Im Rahmen des Projekts „Pyrophob“ habe die Stiftung gelernt, dass Totholz die Erholung der Flächen begünstige.
Würde man die Munition aus solchen Gebieten tatsächlich entfernen wollen, müsse die gesamte Vegetation entfernt und der Boden mindestens zwei Meter tief durchgesiebt werden, so Meißner. „Es würde eine Art Bergbaufolgelandschaft entstehen.“ Ranger der Organisation berichteten schon kurz nach dem Brand bei Jüterbog von austreibenden Birken und Eschen oder nistenden Vögeln wie dem Wiedehopf.
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