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Wahlverhalten von PromisOb Heidi wohl Heidi wählt?

Von Promis kommen keine Wahlimpulse. Bleibt nur die Hoffnung, dass rechts wählen uncool wird, weil es so en vogue ist. Ein fiktives Gespräch im Kiosk.

Könnte ja sein, dass hier eine heimliche Feministin winkt: Heidi Klum im November 2024 bei einer Preisverleihung in Kapstadt Foto: dpa/PA Wire | Phil Noble

S ogar Harald Schmidt will jetzt die Linke wählen!“, sagt der ältere Herr im Kiosk und gibt seinen Lottoschein ab.

„Und Sie denken auch drüber nach?“, fragt die Frau an der Kasse.

„Ich find den Gedanken gar nicht mehr so irre, wenn schon ein Harald Schmidt da sein Kreuzchen machen würde!“

„Wo hat der das jetzt wieder getönt?“, fragt ein Typ an der Candy-Box.

„Na, im Deutschlandfunk, und dass so eine Heidi die nötige Street Credibility habe. Kann mir mal einer von euch jungen Läusen funken, was das heißt!“

Der Typ sagt: „Na, dass sie tough ist und sich mit den Regeln der Straße auskennt.“

Die Kioskbesitzerin sagt: „Aber die war doch auf tausend Unis, spricht gewandt raffiniert Bildungspolitdeutsch, in einem gedankenschnellen Tempo, das Harald nie könnte.“

„Genau“, sagt eine andere Frau, „er hätte sie auch gleich freche Göre nennen können.“

Der Herr sagt: „Der Herr Schmidt wünschte sich ebenso frei heraus, Sonja Zietlow solle von einem Krokodil verschlungen werden!“

„Der Typ ist immer noch witzig und immer noch misogyn.“

„Der wählt doch nie im Leben die Linke!“

„Wieso nicht, Ambivalenz ist das neue selbstwirksame Aha-Erlebnis!“

All die erwachsenen Trotzmenschen finden es womöglich plötzlich aufmüpfig geil, die Grünen oder die Linke zu wählen

„Bringt es den Parteien was, wenn sie prominente Für­spre­che­r:in­nen haben?“

Angela Merkel für die SPD vielleicht schon.“

„In Deutschland gibt es keine solchen Stars, die da derart Einfluss hätten.“

„Helene Fischer!“

„Weiß man, wen die wählt?“

„Die hat mal was gegen rechts gesagt.“

„Aber nur zu wissen, wer was nicht wählt, ist ja keine konkrete Wahlwerbung für eine Partei.“

Sophia Thomalla ist aus der CDU ausgetreten wegen feministisch-christlicher Ungerechtigkeit gegen Till Lindemann.“

„Aber deswegen wähl’ ich ja jetzt nicht Merz.“

„Ist Helene Fischer hier der einzige Star?“

„Gibt da noch Rap Stars.“

„Mit Street Credibility?“, fragt der Herr.

„Oder Glamour.“

„Inhalt mit Glamour wär’ mal was.“

„Das Studio da mit Scholz&Merz war ja ziemlich matt in Petrol und auch stimmungsmäßig lame, und die Moderation war jetzt auch nicht so fetzig.“

„Aber wer hätte das sonst moderieren sollen? Heidi Klum?!“

„Das hätte Harald Schmidt gefallen!“

„Und Thomas Gottschalk erst!“

„Vielleicht wählt Heidi Heidi.“

„Glaub’, die ist heimlich Feministin mit zu viel Bock auf Geld.“

„Heimlich ist das neue Authentisch.“

„Nicht mal Fußballer geben mehr klare Wahlempfehlungen!“

„Doch! Toni Kroos hat mal bei Lanz gesagt, seine Tochter würde er hier nach 23 Uhr nicht mehr auf die Straße lassen.“

„Mit dem Fußball fing es 2006 an, hier ’ne Flagge, da ’ne Flagge – die wird man ja wohl noch schwenken dürfen!“

„Na, vielleicht kommt jetzt die Wende.“

„Inwiefern?“

„All die erwachsenen Trotzmenschen finden es womöglich plötzlich aufmüpfig geil, die Grünen oder die Linke zu wählen und ihren stramm rechten Freunden oder der Familie nix davon zu sagen.“

„Rechts wählen verliert seinen Reiz, weil es en vogue ist?“

„Oder sogar als cool gilt.“

„In manchen in sich geschlossenen Kreisen können die Leute mittlerweile doch nur noch mit Linkswählen anecken.“

„Puh, Deutschland ist gerettet.“

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Jasmin Ramadan
Jasmin Ramadan ist Schriftstellerin in Hamburg. Ihr neuer Roman Roman „Auf Wiedersehen“ ist im April 2023 im Weissbooks Verlag erschienen. 2020 war sie für den Bachmann-Preis nominiert. In der taz verdichtet sie im Zwei-Wochen-Takt tatsächlich Erlebtes literarisch.
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1 Kommentar

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  • Wenn wegen wem auch immer mehr Linke gewählt würden, wäre schon viel gewonnen...



    Ihren Optimismus möchte ich gerne haben und teilen...