Wahlsiegerin Maia Sandu in Moldau: Frieden durch Sprachenpolitik
Der prowestliche Kurs von Maia Sandu hat viele Gegner im Land. Die neue Präsidentin sollte besonders auf die Minderheiten im Land zugehen.
N ach ihrem klaren Wahlsieg bei den Präsidentschaftswahlen in Moldau kann Maia Sandu bald mit der Umsetzung ihrer Vorhaben beginnen. Und dass die Reise, zu der sie ihr Volk mitnehmen will, nach Westen geht, steht außer Zweifel. Dafür spricht nicht zuletzt auch die Biografie der früheren Weltbankberaterin.
Trotz der Eindeutigkeit ihres Siegs sollte sie sich klar darüber sein, dass eine große Minderheit in Moldau diesen Weg bestenfalls mit Bauchschmerzen mitgehen wird. Insbesondere eine Vereinigung mit Rumänien wäre für den Teil der Bevölkerung, der im russischsprachigen Transnistrien oder im türkischsprachigen Gagausien lebt, eine Provokation. Dort hat man mit überwältigender Mehrheit für den Amtsinhaber und damit gegen jegliche Westanbindung gestimmt.
Doch nicht nur dort, wo eine prowestliche Orientierung abgelehnt wird, ist mit Widerstand zu rechnen. Auch in der Hauptstadt Chișinău gibt es immer wieder Konflikte zwischen Russisch- und Rumänischsprachigen. Sandu muss eine Politik des Ausgleichs anstreben. Dass Konfrontation zu Blutvergießen führen kann, hat der Bürgerkrieg um Transnistrien 1992 gezeigt.
Eine Politik des Ausgleichs heißt, dass die neue Präsidentin auf diejenigen zugehen muss, die ihr nicht die Stimme gegeben haben. Gerade mit der Sprachenpolitik kann man viel Porzellan zerschlagen. Das muss nicht sein: Nicht jeder Russischsprechende ist auch ein Putin-Fan. Eigentlich ist die Alternative „Westorientierung oder Förderung der russischen Sprache“ eine Fiktion. Maia Sandu kann das Land nach Westen führen und gleich allen Versuchen, die russische Sprache im Land weiter zurückzudrängen, eine klare Absage erteilen.
Sandu hat einen Kontrahenten mit einem Vorsprung von 15 Prozentpunkten besiegt, gegen den sie bei der vorigen Wahl noch verloren hatte. Halten oder gar ausbauen kann sie ihren Vorsprung bei der nächsten Wahl nur, wenn sie auch die Interessen derer berücksichtigt, die ihr dieses Mal die Stimme nicht gegeben haben.
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