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Wahlkampfauftritt von AFD-PolitikerNürnberg hat keine Lust auf Gauland

AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland wollte Aydan Özoguz (SPD) nach Anatolien „entsorgen“. Deshalb will ihm die Stadt Nürnberg nun Redeverbot erteilen.

Not amused? AfD-Spitzenkadidat Alexander Gauland Foto: dpa

Nürnberg dpa | Nach den umstrittenen Äußerungen über die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), droht dem AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland ein Redeverbot in Nürnberg. Der AfD-Ortsverband sei schriftlich aufgefordert worden, bis Dienstag, 12 Uhr, zu versichern, dass Gauland bei einer Parteiveranstaltung in der Meistersingerhalle am Samstag nicht reden werde, sagte der Zweite Bürgermeister Christian Vogel (SPD) am Montag.

Sollte er dennoch das Wort ergreifen, werde die Stadt von ihrem außerordentlichen Kündigungsrecht Gebrauch machen. Dies sei gemäß der Mietsatzung möglich, wenn Nürnberg als Stadt des Friedens und der Menschenrechte Schaden nehmen könnte, sagte Vogel. Gauland, AfD-Fraktionschef im brandenburgischen Landtag, hatte bei einer Wahlkampfveranstaltung im thüringischen Eichsfeld davon gesprochen, Özoguz in Anatolien zu „entsorgen“.

Der Nürnberger AfD-Chef Martin Sichert warf der Stadt vor, die geplante Wahlkampfveranstaltung unter „fadenscheinigen Gründen“ zu verhindern und damit die „Demokratie zu beschädigen“. Gauland selbst sagte auf die Frage, ob er trotz des drohenden Verbots auftreten wolle: „Das muss der Kreisverband entscheiden“. Sollte das Verbot mit seiner Äußerung zur Integrationsbeauftragten der Bundesregierung begründet werden, dann dürfe auch Sigmar Gabriel (SPD) nicht dort auftreten. Denn auch Gabriel habe davon gesprochen, Merkel zu „entsorgen“.

Gabriel hatte 2012 in einer Wahlkampfrede erklärt, Ziel der SPD sei es, die Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gemeinsam mit den Grünen nicht nur abzulösen, sondern „rückstandsfrei zu entsorgen“.

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8 Kommentare

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  • Ein Auftrittsverbot wird juristisch nicht durchsetzbar sein, auch eine Kündigung nicht. Hatten wir schon alles. Also nur eine Showveranstaltung.

    So langsam frage ich mich, was an diesem stellvertretenden Bürgermeistern noch "demokratisch" ist. Vielleicht müßte mal vor dem Bundesverfassungsgericht klargestellt werden, in wie weit der politische Gegner durch Amtsträger/Mandatsträger an der Ausübung seiner Rechte gehindert werden darf, mit entsprechenden, wirklich schmerzhaften Strafen.

  • Heute ist die AfD nicht genehm, morgen sind es vielleicht Grüne und Linke ... wenn solche Auftrittserbote von den etablierten Parteien ausgesprochen werden und durchkommen, dann werden AfD-Kommunalpolitiker, -soweit sie mal in Verantwortung kommen - das gerne aufgreifen ...

  • Mit Nürnberg verbinden sich ja auch schon die Reichsparteitage und die Rassegesetze. Kein Wunder, dass hier auch Redeverbote für Politiker erfunden werden, deren Meinung einem uwar nicht passenn mag, aber vom Grundrecht der Meinungsfreiheit geschützt wird. Schöne Tradition, an die hier von gedankenlosen und geschichtsvergessenen Kommunalpolitikern angeknüpft wird.

  • Auch Gabriel wollte im Wahlkampf schon einmal eine Bundeskanzlerin samt Regierung "rückstandsfrei entsorgen". Ohne anschließende Aufregung. So what?

    • @Trabantus:

      Haben sich wohl ein Nürnberger Ei gelegt- Der SPD- OB und ein Gabrielverbot...

  • Nürnberg als Stadt des Friedens und der Menschenrechte.

  • Das hat gute Tradition - Schon!

    Aber auch gilt es gelassen die -

    Folgenorientierung nicht aus den

    Aug zu lassen - gell!

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

    oder "Wege wehe - wenn ich auf das Ende sehe!

     

    In einer ebenfalls - mazepan - mit viereckigem

    Rathausplatz wie die Stadt der Lebkuchen

    Ausgestatten - Erhielt einst ein ehem. Postkartenmaler

    Ebenfalls Redeverbot & Mußte in die benachbarte -

    Später vom Arisierer Dr. "Tütchen" Oetker verbielefelderten

    Marmeladenstadt Bad Schwartau ausweichen! Aber Hallo!

    Na. Da zog wenig später aber der Postkartenmaler voller Groll -

    Die rote - Nein - eher wohl die braune Karte - wollnichwoll!!

    "Freie" - perdu - & "Reichsstadt" - aussi!

     

    Ok ok - "Reichsstadt" Nürnberg - eh perdu!

    Auch "Stadt der Reichsparteitage" - Wech! Keine Frage wie?!

    Mach Sachen. Da ist ja auch noch was gut zu machen!

    Anyway. Frauman weiß ja nie.

    Na dann. Bis die Tage.

  • Sicher, Nürnberg hat da ja auch eine Leiche im Keller. Als ehemalige Führerhauptpropagandestadt. Trotzdem peinlich.