Wahlkampf in Österreich: Mit Abschiebungen auf Stimmenfang
Nachdem das Innenministerium acht Pakistaner nach Hause geschickt hat, sollen weitere Flüchtlinge folgen. Gegen sie werde wegen Schlepperei ermittelt.
WIEN taz | Zwischen der christlich-sozialen ÖVP und der katholischen Caritas in Österreich herrscht Eiszeit. Denn die Caritas wirft Innenministerin Johanna Mikl-Leitner vor, auf dem Rücken von Asylbewerbern Wahlkampf zu betreiben. Traditionell versucht die ÖVP in Wahlkampfzeiten, ihren rechten Flügel gegen die FPÖ abzudichten. Ende September wird wieder gewählt.
Vergangene Woche wurden acht pakistanische Flüchtlinge, die von der Caritas im Wiener Servitenkloster betreut wurden, festgenommen und abgeschoben. Kurz darauf überraschte die Innenministerin mit der Nachricht, gegen fünf Männer „im Umkreis der Servitenkloster-Flüchtlinge“ werde wegen Schlepperei ermittelt.
Drei Männer aus dem Kloster wurden festgenommen. Bei dem Schlepper-Ring handle es sich um gefährliche Leute, die Millionen am Elend anderer Menschen verdienten, streute Mikl-Leitner. „Sie haben äußerst unmenschlich agiert. Wenn es Probleme mit schwangeren Frauen auf der Schlepper-Route gab, dann wurden diese Frauen hilflos auf der Route zurückgelassen“, so die Innenministerin im Wiener Kurier.
Als die Wiener Stadtzeitung Falter Zugang zu den Ermittlungsakten bekam und dort sehr viel harmlosere Vorwürfe gegen die Pakistaner fand, wurde relativiert. Auch die Rechtsanwältin Alexia Stuefer, die einen der Inhaftierten vertritt, warnte vor „voreiligen Schlüssen“. Ihr Mandant sei kein „Schlepper-Boss“. Das Innenministerium beruft sich auf Rechtsstaatlichkeit. Nach negativem Asylbescheid und der Ablehnung einer freiwilligen Heimreise seien die Flüchtlinge außer Landes zu schaffen.
Für Michael Genner von der NGO Asyl in Not sind die Deportationen illegal. Er kündigte Strafanzeige gegen die Ministerin wegen „Überlieferung wehrloser Menschen an eine ausländische Macht“ an. Strafrahmen: 10 bis 20 Jahre.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links