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Wahlen in NordzypernWeitere Eskalation vorprogrammiert

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

In Nordzypern wurde Erdoğans Stattthalter Tatar mit knapper Mehrheit gewählt. Für den Streit um die Öl- und Gasfunde verspricht das nichts Gutes.

Ersin Tatar feiert seinen Wahlsieg Foto: Harun Ucar/reuters

D ie Präsidentschaftswahl im nordzyprischen, international nicht anerkannten türkischen Teil der Mittelmeerinsel hat zu einem wenig friedensfördernden Ergebnis geführt. Mit dem Nationalisten Ersin Tatar hat am vergangenen Sonntag, wenn auch knapp, ein Mann die Führungs­position der türkischen Zyprioten errungen, der von Verhandlungen mit den griechischen Zyprioten wenig bis gar nichts hält.

Einer der Gründe, warum die Auseinandersetzung zwischen der Türkei, Griechenland und anderen Mittelmeer­anrainern in den letzten Monaten so eskaliert ist, ist aber genau die Teilung Zyperns und die ungeklärte politische Situation auf der Insel.

Zypern ist Mitglied der Europäischen Union, und die griechische zyprische Regierung die rund 800.000 der 1 Million Einwohner der Insel vertritt, ist die international anerkannte Regierung Zyperns. Doch auf dem nördlichen Drittel der Insel, wo seit der Teilung im Jahr 1974 die rund 200.000 türkischen Zyprioten leben, hat sie nichts zu melden.

Als rund um Zypern große Gas- und Ölvorräte entdeckt wurden, vergab die zyprische Regierung Bohrlizenzen, ohne den türkischen Teil der Insel zu berücksichtigen. Das nimmt der türkische Präsident Erdoğan seitdem zum Anlass, eigene Erkundungsschiffe in zyprische Gewässer zu schicken, angeblich um den Türken von Zypern ihren Anteil am kommenden Reichtum zu sichern.

Eine Lösung im Streit um die Rohstoffe im östlichen Mittelmeer wäre entschieden leichter, wenn die griechischen und türkischen Zyprioten die Teilung der Insel überwinden und wieder zu einer gemeinsamen Regierung kommen würden. Im Gegensatz zu dem bisherigen Präsidenten, dem linken Mustafa Akıncı, ist der Wahlsieger vom Sonntag, der rechte Ersin Tatar, dazu aber nicht mehr bereit. Er setzt auf Erdoğan und notfalls eine Vereinigung mit dem türkischen Mutterland statt auf Gespräche mit den Zyprioten auf der anderen Seite der Demarka­tionslinie. Weitere Spannungen sind damit programmiert.

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Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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