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Wahlchaos in SimbabweDie ganze Nacht Schlange stehen

Die Wahlen in Simbabwe werden um einen Tag verlängert. Viele Menschen konnten zunächst keine Stimme abgeben. Regierungsgegner sind wütend.

Dauert länger als erwartet: Die Wahlen in Simbabwe haben sich verzögert Foto: Tsvangirayi Mukwazhi/ap

HARARE taz | Die tickende Zeitbombe namens Simbabwe hat die am schlechtesten organisierte Wahl ihrer Geschichte erlebt. Der Wahltag Mittwoch hat sich in die Nacht und in einen zweiten Wahltag Donnerstag hineingezogen, nachdem am Mittwoch vielerorts gar nichts funktionierte, vor allem in der Hauptstadt Harare und der zweitgrößten Stadt Bulawayo. Da dies die beiden Hochburgen der Opposition sind, wird befürchtet, dass es nicht nur technische Pannen bei der Wahlkommission ZEC gab, sondern bewusste Manöver, um die Stimmabgabe zu behindern.

In manchen Wahllokalen konnte gar nicht gewählt werden, weil es keine Stimmzettel gab. In anderen waren sie aufgebraucht, lange bevor alle Wähler abstimmen konnten. Manche registrierten Wähler fanden sich nicht auf den Wahllisten wieder und wurden abgewiesen.

Manche hatten sich schon mehrere Stunden vor ihrer Öffnung um 7 Uhr früh in die Schlange gestellt. Einige gaben irgendwann auf. Viele warteten den ganzen Tag und bis spät in die Winternacht. Die Wahllokale sollten um 19 Uhr schließen, aber das war unrealistisch, da manche von ihnen zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal angefangen hatten. So verbrachten viele Wähler die gesamte Nacht zu Donnerstag vor ihren Wahllokalen in der Hoffnung, dass irgendwann Stimmzettel eintreffen.

Wo noch spät abends gewählt wurde, gab es zuweilen keinen Strom und der Wahlvorgang wurde nur mit der Beleuchtung durch Mobiltelefone möglich.

Manche geben in der Schlange auf

Endlich fertig: Ein Mann konnte am 23. August in Kuwadzana seine Stimme abgeben Foto: Philimon Bulawayo/reuters

Blessing Kasiyamhuru, Präsident der oppositionellen Kleinpartei ZIPP (Zimbabwe Partnership for Prosperity), hatte Glück: Er gab seine Stimme in Glenview South in Harare gegen 16 Uhr ab. „Die Leute stehen einfach in der Schlange“ berichtete er. „Manche sind müde und geben auf. Wie können wir wählen, wenn es so ist?“ fragte er. „Es ist so traurig. ZEC (die Wahlkommission) ist nicht in der Lage, eine freie und faire Wahl hinzulegen. Das kann nicht sein.“

Diejenigen, die die ganze Nacht ausharrten, begründeten das damit, dass sie der Inkompetenz oder Manipulation seitens der ZEC nicht nachgeben wollen. „Wir gehen nirgendwo hin“, sagt ein Wähler im Stadtteil Mabelreign. „Wir haben seit Jahren auf diesen Moment gewartet. Eine einzige Nacht unter freiem Himmel ist nichts dagegen.“

Oppositionsführer Nelson Chamisa lobte die Wartenden. „Eure Opferbereitschaft und euer Patriotismus ist außergewöhnlich“, sagte er. „Seit Langem habe ich ein solches Ausmaß an Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen nicht erlebt.“

Der 45-jährige Anführer der erst vor einem Jahr gegründeten CCC (Citizens Coalition for Change) ist der wichtigste Gegner des 80-jährigen Präsidenten Emmerson Mnangagwa, dessen ZANU–PF (Zimbabwe African National Union – Patriotic Front) Simbabwe seit der Unabhängigkeit 1980 regiert.

In der Vergangenheit wurden Simbabwer oft als gutmütig angesichts von staatlicher Wahlfälschung und Gewalt beschrieben, aber bei manchen ist die Stimmung jetzt anders. „ZANU–PF erklärt immer den Krieg und wir laufen immer weg“, sagt Aktivist Bryan Jobe. „Wie lange noch? Wenn sie Krieg wollen, werden sie Krieg bekommen. Was ZEC heute getan hat, war eine offene Kriegserklärung.“ Hannah Tarindwa ist ähnlich entschlossen: „Ich bin richtig angepisst darüber, was ich heute sehe, aber sehr beeindruckt über die Menschen. Sie weigern sich, zum Schweigen gebracht zu werden. Es ist ein unglaublicher Anblick.“

Menschenrechtsaktivist Thabi Ndhlovu weist aber darauf hin, dass nicht alle Menschen nächtelang vor Wahllokalen anstehen können. „Marginalisierten Gruppen wie Frauen, Behinderten und Alten wird diese Wahl gestohlen“, kritisiert er. „Die meisten können zu so später Stunde nicht mehr.“

All dies findet unter der Nase internationaler Wahlbeobachter statt, die sehen sollen, wie Simbabwe seinen Paria-Status abwerfen und seinen Platz in der internationalen Staatengemeinschaft wieder einnehmen will. Manche Beobachter waren schon wieder abgereist, als Präsident Emmerson Mnangagwa die Verlängerung der Wahl auf Donnerstag ankündigte. Das Chaos ist selbstverschuldet, obwohl das Land seit zwei Jahrzehnten seine inneren Probleme auf das westliche Ausland zurückführt.

Während die Wahl in den zweiten Tag ging, hat mancherorts schon die Auszählung begonnen. Inoffizielle Einzelergebnisse verbreiten sich auf sozialen Medien und sorgen für Anspannung.

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