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Wagner spendiert „Schweigegeld“

Bausenator investiert 105 Millionen Mark in Verbesserung der Infrastruktur  ■ Von Gernot Knödler

Angenehm kühl war es gestern im Rathaus, ungefähr so angenehm wie das Amt, dessen Eugen Wagner (SPD) gestern walten durfte. Der Bausenator verkündete ein 105 Millionen Mark schweres Investitionsprogramm, mit dem der Senat die Verkehrsinfrastruktur verbessern möchte. Es gibt Geld für einen neuen ZOB, einen schnelleren 106er Bus, weniger Schlaglöcher, Parkplätze und Velorouten.

Der vollständige Neubau des aus den fünfziger Jahren stammenden ZOB macht mit 30 Millionen Mark für sich allein genommen den größten Posten aus. Im Spätherbst soll die Arbeit beginnen, Ende 2001 wird das meiste fertig sein. Den 15 bis 20 Bussen, die hier in Spitzenzeiten stündlich ankommen und abfahren, werden dann 20 Bussteige und 23 Parkplätze zur Verfügung stehen.

Die querungsfrei zugänglichen Bussteige und die Pavillons mit Bistros, Läden und Reisebüros werden von einem großen sichelförmigen Dach überspannt, dessen kurze Kante parallel zur Adenauerallee verläuft. Nach dem Entwurf der Hamburger Architekten Silcher, Werner und Redante schwebt das Dach über den Pavillons so, dass der Blick zum Museum für Kunst und Gewerbe sowie zum Besenbinderhof frei ist. Der Turmbunker, der heute auf dem Gelände steht, wird abgerissen.

Mit 9,6 Millionen Mark aus der Stellplatzabgabe, mit der sich Investoren vom Parkplatzbau freikaufen, baut Wagner Velorouten. Um die wichtigsten Projekte zu nennen: die Veloroute fünf vom Schwanenwik über die Fuhlsbütteler Straße und die Rümkerstraße nach Poppenbüttel, sowie die Route zehn vom S-Bahnhof Veddel zur TU Harburg. Investiert werden soll auch in die Route eins zwischen Rathausmarkt und Hohenzollernring.

Für 14 Millionen Mark aus demselben Topf will der Senat zudem ein Park-and-Ride-Haus an der S-Bahnstation Rahlstedt bauen. Mit 1,4 bis 1,7 Millionen Mark unterstützt er den Bau von Tiefgaragen an der Stolbergstraße in Barmbek-Uhlenhorst, im Hans-Much-Weg in Eppendorf, im Horner Weg in Hamm und an der Ottenser Gaußstraße.

Die U-Bahn-Haltestellen Hamburger Straße, Ohlsdorf und Rödingsmarkt werden ebenso wie die S-Bahn-Station Klein Flottbek behindertenfreundlich ausgebaut. Die Haltestelle Rödingsmarkt erhält überdies einen zweiten Zugang. Kostenpunkt: 11,7 Millionen Mark.

Speziell für die Autofahrer hat der Bausenator zehn Millionen Mark aus seinem Haushalt locker gemacht. Sie kommen als Anti-Schlagloch-Programm zu den 62 Millionen Mark, die in diesem Jahr ohnehin schon für das Unterhalten und Instandsetzen von Straßen und Brücken vorgesehen sind. Kommentar des CDU-Verkehrspolitikers in der Bürgerschaft, Bernd Reinert, dazu: „Schweigegeld, damit die Kritik verstummt.“ Tatsächlich seien die Investitionen nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“.

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