Wagenplatz-Streit: Beißreflex von gestern
Die Stadt Bremen kann froh sein, dass überhaupt jemand bereit ist, ein verödetes Niemandsland wieder mit Leben zu erfüllen. Wo früher militant gegen Bauwagenbewohner vorgegangen wurde, wird heute brav verhandelt.
F ür wenig lernfähige konservative Politiker geht das Schema seit den achtziger Jahren immer gleich: Besetzung, Chaos, Räumung, noch viel mehr Chaos.
Siedelt sich, wie nun in Bremen, irgendwo ein kleines Grüppchen von Bauwagenbewohnern an, dann werden stets "rechtsfreie Räume" beschworen - wegen zehn junger Leute, die zwischen zwei Bahnlinien in ihren LKWs schlafen, eine Kulturwerkstatt eröffnen. Und dafür auch noch Miete an die Stadt zahlen wollen.
Die alte und wenig überzeugende politische Antwort der CDU lautet: so schnell wie möglich räumen, damit ja niemand auf die Idee kommt, das Bauwagenleben könnte sich als gangbare Wohnform etablieren. Die Beißreflexe sind von vorgestern. Die Stadt kann froh sein, dass überhaupt jemand bereit ist, ein verödetes Niemandsland wieder mit Leben zu erfüllen. Die Wirtschaftsbehörde hat das offenbar erkannt.
Zu fürchten hat sie wenig: In Bremen gibt es seit den neunziger Jahren keine nennenswerten Auseinandersetzungen mehr um besetzen Wohnraum. Wo früher militant vorgegangen wurde, wird heute brav verhandelt. Und wer, wie die neue Wagenburg, jahrelang nach einem Ort sucht, um sich dort häuslich niederzulassen, der wird sicher ganz von alleine darauf achten, keinen Anlass zu liefern, um geräumt zu werden.
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