Waffenruhe zwischen Israel und Hamas: „Viele Details bleiben offen“
Ägyptischen Regierungsvertretern zufolge stimmen Israel und die Hamas einer Feuerpause zu. Noch wenige Stunden zuvor war in Tel Aviv ein Anschlag verübt worden.
JERUSALEM taz | Der Krieg zwischen Israel und den Islamisten im Gazastreifen ist aus. Beide Seiten stimmten, ägyptischen Regierungsvertretern zufolge, gestern (Mittwoch) Abend einer Feuerpause zu. „Es sind noch viele Details offen“, erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon vor Journalisten in Kairo. Solange die Verhandlungen weitergehen, sollte das Sterben von Zivilisten aufhören. Genauere Details über die Bedingungen für die Feuerpause wurden zunächst nicht bekannt. Ägyptens Präsident Mohammad Mursi spielte bei den Vermittlungen eine zentrale Rolle.
Noch wenige Stunden zuvor hatte es in Tel Aviv einen Bombenanschlag gegeben. „Als wir den Knall hörten, dachten wir zuerst, dass die Eisenkuppel (israelisches Raketenabwehrsystem, d. A.) abgefeuert wurde, ohne dass es einen Raketenalarm gab“, meinte eine Passantin. 21 Menschen trugen zumeist leichte Verletzungen davon, als in einem Linienbus, ummittelbar im Zentrum der Stadt, ein Sprengsatz explodierte. Die Volksfront zur Befreiung Palästinas wie auch die Fatach-nahen Al-Aqsa-Brigaden übernahmen die Verantwortung für den Terrorakt.
Die Polizei ging zunächst davon aus, dass der Täter, der bis zum Nachmittag flüchtig blieb, die Bombe im Bus versteckte und kurz vor der Explosion ausstieg. Die Hauptverwaltungen der Armee, ein Krankenhaus und mehrere Gerichtsgebäude befinden sich in unmittelbarer Nähe des Anschlagsorts. „Eine Soldatin und zwei Zivilisten lagen neben dem Bus am Boden“, berichtete Tal Adomi, der mit seinem Fahrrad den Unglücksort wenige Minuten nach der Explosion erreichte. Der Bus „sah nicht so schlimm aus“, meinte der 35jährige. Während sich die Sanitäter um die Verletzten kümmerten, „rannten die Polizisten und Sicherheitsleute los, um die Terroristen zu jagen“.
Euphorische Zustimmung
Im Gazastreifen löste die Nachricht von dem Bombenanschlag euphorische Zustimmung aus. „Solange Israel die Aggressionen fortsetzt, bleiben alle Optionen offen“, kommentierte Fausi Barhoum, ein Sprecher der Hamas. Das Attentat sei „eine natürliche Reaktion“ auf die israelischen Angriffe in der vergangenen Woche. Die Hamas hatte in den vergangenen Tagen wiederholt damit gedroht, Israel einen „hohen Preis“ für die Angriffe abzuverlangen.
Obschon die Polizei den bisherigen Bekennererklärungen keine große Bedeutung zuschreibt, wird in Israel davon ausgegangen, dass die Hamas nicht hinter dem Anschlag steht. Das Attentat spielte deshalb bei den Verhandlungen um einen Waffenstillstand kaum eine Rolle.
In Kairo reichten sich seit Tagen die westlichen Chefdiplomaten die Klinke in die Hand. Zur Unterstützung von Ban Ki Moon reiste US-Außenministerin Hillary Clinton im Anschluss an Gespräche in Jerusalem und Ramallah gestern nach Ägypten. Israel drängte zu einer Feuerpause und erst im Anschluss an eine Art Prinzipienerklärung, die auch mögliche Erleichterungen des Embargos beinhalten könnte. Die Hamas wünscht sich die Öffnung des Grenzübergangs Rafach nach Ägypten und ein Ende der Seeblockade. Israel wiederum behalte sich das Recht vor, eventuelle Angriffe zu vereiteln.
In Ashdod und Kirjat Malachi, zwei Städten, die in den vergangenen Tagen verstärkt unter Raketenbeschuss gerieten, gab es erste Proteste gegen ein Ende der israelischen Militäroperation. „Das Volk will Sicherheit“, riefen die Demonstranten und forderten Regierungschef Bejamin Netanjahu dazu auf, der Hamas „ordentlich auf den Kopf zu schlagen“.
Gruselige Bilder kamen unterdessen aus dem Gazastreifen, wo am Dienstag sechs Männer, die unter dem Verdacht standen, mit Israel kollaboriert zu haben, auf offener Straße erschossen wurden. Hamas-Kämpfter banden die Leiche eines der Männer an ein Motorrad und schleiften den toten Körper unter zustimmenden Rufen von Passanten gegen den „Volksverräter“ hinter sich her.
140 Palästinenser starben während Israels Operation „Wolkensäule“ bei den Luftangriffen im Gazastreifen. Davon sind etwa die Hälfte Zivilisten. Auf israelischer Seite kamen fünf Menschen zu Tode.
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