Waffenruhe in Südostasien: Erfolgreiche Gesichtswahrung
Die Waffenruhe im Konflikt zwischen Kambodscha und Thailand hält. Es ist ein erstaunlicher Erfolg kluger Diplomatie.
D ie am Montag in Malaysia vereinbarte Waffenruhe im Grenzkonflikt zwischen Thailand und Malaysia scheint zu halten – auch wenn es zunächst thailändische Vorwürfe gab, Kambodschas Militär habe die Vereinbarung gebrochen. Später wurden die Vorwürfe nicht wiederholt, vielmehr trafen sich wie vereinbart die Regionalkommandeure beider Seiten. Jetzt kommt es darauf an, die Waffenruhe mit Beobachtern abzusichern, um Verstöße leichter aufdecken zu können.
Die Waffenruhe ist ein erstaunlicher diplomatischer Erfolg, zu dem mehrere Faktoren beigetragen haben: Zum einen hat auf beiden Seiten die Vernunft dominiert und die Einsicht, dass mit einer weiteren Eskalation mehr zu verlieren als zu gewinnen ist. Bisher kennt der Konfliktverlauf bei den politisch und militärisch Verantwortlichen keine Verlierer, was für die Gesichtswahrung wichtig ist. Beide Seiten können sich als Beschützer nationaler Souveränität darstellen, die nicht nachgegeben haben. Sie haben militärisch nichts gewonnen, aber eben auch nichts verloren, sondern sich als unbeugsame Nationalisten inszeniert.
Gewonnen hat auch Malaysias Premier Anwar Ibrahim, gegen den erst am Wochenende Zehntausende Menschen demonstriert hatten. Auch gewonnen hat das südostasiatische Staatenbündnis Asean, dessen Vorsitz Malaysia derzeit hat. Asean war bisher unfähig, in Konflikten wie im Südchinesischen Meer, in Myanmar oder einst in Osttimor zu vermitteln.
Und dann sind da noch Donald Trump und China. Ihr genauer Einfluss ist unklar, aber tendenziell positiv. Trump reklamiert, mit Zolldrohungen Druck auf die Konfliktparteien ausgeübt und zum Waffenstillstand gedrängt zu haben. Zumindest Thailand dürfte dafür empfänglich gewesen sein; Kambodscha ist hingegen vor allem von China abhängig.

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Für die thailändische wie für die kambodschanische Regierung ist es innenpolitisch nicht opportun, sich als empfänglich für äußeren Druck zu zeigen. Doch waren die beteiligten Diplomaten der USA und Chinas schlau genug, sich im Hintergrund zu halten und zugleich ihren eigenen Hegemoniekonflikt zurückzustellen. Jetzt kommt es darauf an, die Ursachen des Konflikts zu entschärfen.
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