piwik no script img

Vorwürfe gegen US-RichterkandidatJuraprofessoren gegen Kavanaugh

Über 1000 Juraprofessoren sprechen sich dagegen aus, Brett Kavanaugh als Richter für das Oberste Gericht zu bestätigen. Der Senat stimmt wohl schon am Samstag ab.

Demonstration vor dem Obersten US-Gericht gegen die Berufung von Brett Kavanaugh Foto: reuters

Washington dpa/afp | Über 1000 Juraprofessoren haben den US-Senat aufgerufen, Brett Kavanaugh nicht als neuen Richter für das Oberste US-Gericht zu bestätigen. In einem in der New York Times veröffentlichten Brief schreiben sie, der nach Missbrauchsvorwürfen umstrittene Kandidat von US-Präsident Donald Trump besitze nicht die erforderliche Objektivität und die Unparteilichkeit, um im höchsten Gericht des Landes zu sitzen. Das habe seine Anhörung vor dem Justizausschuss des Senats vergangene Woche gezeigt.

Der US-Senat könnte noch in dieser Woche endgültig über die Kandidatur abstimmen. Die Republikaner von US-Präsident Donald Trump setzten für Freitag eine Verfahrensabstimmung und für Samstag eine Schlussabstimmung an. Derzeit ermittelt das FBI gegen den Kandidaten. Hintergrund der Ermittlungen sind Vorwürfe von bislang drei Frauen gegen Kavanaugh wegen sexueller Übergriffe sowie versuchter Vergewaltigung während der High-School- und Studienzeit in den 1980er Jahren. Kavanaugh bestreitet die Anschuldigungen.

In dem Schreiben der Jura-Professoren heißt es weiter, Kavanaugh habe sich bei der Senats-Anhörung am 27. September durch „den Mangel von richterlichen Temperament“ für jedwedes Gericht disqualifiziert, und damit ganz sicher auch für das höchste Gericht des Landes. Kavanaugh habe den Fragestellern in unmäßiger, aufhetzerischer und parteiischer Art geantwortet. Sicherlich sei das Thema der Anhörung für jeden schmerzhaft gewesen. Aber Kavanaugh habe wiederholt aggressiv auf die Fragesteller reagiert, anstatt bei der notwendigen Suche nach Richtigkeit offen zu sein.

Sogar in seinen vorbereiteten Anmerkungen habe er die Anhörung als voreingenommen bezeichnet und sie als kalkulierten und abgestimmten politischen Schlag beschrieben, anstatt anzuerkennen, dass der Senat angesichts neuer Informationen versucht habe zu verstehen, was geschehen war. Richter müssten Platz machen, wenn die Gefahr bestünde, dass sie als ungerecht wahrgenommen werden könnten, heißt es in dem Brief weiter.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Schön, dass ich so nebenbei erfahre, was eine Brahmanenkaste ist.

    Dass Gewaltenteilung nur auf gewissen Vorausetzungen fußen kann und diese im AmiLand höchst fragil sind, ist mir schon klar. Was die steinalte Richterin angeht, finde ich diese Geschichte super. Ein gesundes Feindbild kann offensichtlich im Alter strukturgebend sein.

    Ich suche noch ein Feindbild als Antidepressivum. Merkel ist leider nur als Sedativum nützlich. Hätte unter den geschätzten Foristen eineR eine Idee???

    • @76530 (Profil gelöscht):

      "Hätte unter den geschätzten Foristen eineR eine Idee???"

      Also. mir persönlich sind ja Leute, die unter Eid lügen und sich dann auch noch als moralische Instanz aufspielen sehr unsympathisch......

      pbs.twimg.com/media/DoLZphQVAAA_C2j.jpg

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Der Mann, der unter einen Stein hervorkroch:

        Helfen Sie mir auf die Sprünge? Ich stehe wohl im Augenblick auf der sprichwörtlichen Leitung!

  • Für das einzig sinnvolle, nämlich eine Begrenzung der Amtszeit streiten sie nicht. Stattdessen quatschen sie über Charaktereigenschaften, so wie Kaiser Wilhelm über die Vorzüge des Adels parlierte. Lächerlich. (Eine Richterin ist sogar über 90 und hat Krebs, will aber solange durchhalten bis Trump weg ist).

    Hier zeigt sich die Grenze der Demokratie. Gewaltenteilung kann nicht funktionieren, wenn die Justiz eine gezüchtete Brahmanenkaste ist.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Dass ProfessorInnen derart klug und weitsichtig sein können. Respekt!

    Der US-amerikanische Senat steht vor einer schwierigen Entscheidung, die weitreichende Folgen für Amerika und seine weitere Geschichte haben dürfte und weit über die Personalie Kavanaugh hinausgeht.

  • "besitze nicht die erforderliche Objektivität und die Unparteilichkeit"

    Dass die Richter des Obersten Gerichtes des Vereinigten Staaten subjektiv und durchaus parteiisch sind und waren, weiß jeder, der sich z.B. die hervorragende PBS-Serie angeschaut hatte

    www.thirteen.org/w...t/about/index.html

  • ;)( - anschließe mich*!*