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Vorwürfe der Finanzierung aus RusslandMedienportal „Red“ verkündet Auflösung

Das Medienportal „Red“ will schließen. Der Entschluss sei kein freiwilliger. 2024 hatte die taz zu Verbindungen zum russischen Staatspropaganda-Sender RT recherchiert.

Greta Thunberg am Jahrestag des Hamas-Massakers in Berlin, 7. Oktober 24. „Red“ interviewte Thunberg Foto: dpa

Berlin taz | Das linke Berliner Medienportal „Red“ löst sich nach eigenen Angaben auf. Im vergangenen Oktober hatte die taz zu Verbindungen zum russischen Staatspropaganda-Sender RT recherchiert. Zuvor hatte auch Der Tagesspiegel über das Portal berichtet.

Die Auflösung geht aus einer ausführlichen Erklärung der Seite vom Freitag hervor. „Red wird geschlossen“, heißt es auf Englisch. Die Entscheidung sei „keine freiwillige“, das Portal könne „nicht weiterbetrieben werden“.

Was genau beabsichtigt ist, ist allerdings unklar, etwa ob die Webseite online bleiben wird. Die Profile von „Red“ auf der Social-Media-Plattform X und dem Messengerdienst Telegram sollen jedenfalls aktiv bleiben, heißt es, und „ehrenamtlich“ weiterbetrieben werden. Auf einer Anfrage der taz reagierte „Red“ bis Redaktionsschluss nicht.

„Red“ spricht von einer „koordinierten Kampagne“ gegen das Portal, „initiiert von einer unheiligen Allianz aus deutschen Medien, Journalisten, Gewerkschaftern und NGOs“ und behauptet, diese seien teilweise vom deutschen und vom israelischen Staat gegründet oder mitfinanziert worden. Die Erklärung endet mit einem Zitat des Gründers der PFLP, einer bewaffneten palästinensischen Gruppe, die in der EU, USA und Kanada als Terrororganisation eingestuft wurde.

Der Druck wächst

Direkt nachdem „Red“ seine Schließung bekanntgegeben hatte, erschien ein Interview mit Gründer Hüseyin Doğru in der Tageszeitung Junge Welt, die auch das Statement des Portals in Auszügen veröffentlichte. Darin kündigt Doğru an, „gegebenenfalls rechtliche Schritten einleiten“ zu wollen – gegen diverse Zeitungen, Gewerkschaftsvertreter sowie Reporter ohne Grenzen.

„Red“, auch „Red Media“ benannt, wurde im März 2023 gegründet, als Nachfolge-Portal des Berliner RT-Mediums „Redfish“, das im Zuge europäischer Sanktionen gegen Russland nach dem Überfall auf die Ukraine abgewickelt wurde. Beide Medien wurden von Hüseyin Doğru mitbegründet. „Red“ gehört „AFA Medya“, einem türkischen Unternehmen, das Doğru im November 2022 unter einer Briefkastenadresse in Istanbul anmeldete. Auch weitere ehemalige „Redfish“-Mitarbeiter landeten bei „Red“. „Red“ selbst streitet ab, ein Nachfolger von „Redfish“ zu sein.

Zu den Inhalten von „Red“ gehören Interviews mit den Vertretern diverser islamistischer Terrororganisationen, von der Hamas in Gaza bis zu den Huthis im Jemen. In Berlin berichtete „Red“ von antiisraelischen Unibesetzungen und Versammlungen. Zum ersten Jahrestags des Hamas-Massakers vom 7. Oktober interviewte das Portal Greta Thunberg auf einer Demo mit dem Motto „Glory to the Resistance“ in Berlin-Kreuzberg.

Vor allem in den sozialen Medien etablierte „Red“ schnell eine große Followerschaft: „Red“ übernahm den Telegram-Kanal von „Redfish“ mit circa 18.000 Abos. Auf X folgen „Red“ inzwischen 130.000 Accounts. Die Junge Welt, die antizionistische Aktivistengruppe „Jüdische Stimme“ und ein Bundestagsabgeordneter der Linken haben gemeinsame Social-Media-Beiträge mit „Red“ veröffentlicht. Die Videos des Portals wurden teils hunderttausendfach angeschaut. Auf Youtube, Instagram und Facebook wurde die Seite im vergangenen September neben weiteren RT-Medien gesperrt.

Seit der taz-Recherche zu „Red“ wächst der Druck auf das Portal. Die Investigativplattform Correctiv berichtete vergangene Woche, dass die EU neue Sanktionen gegen Russland beschließen will – davon sei auch „Red“ betroffen. Laut Correctiv wirft die EU „Red“ vor, „systematisch Falschinformationen zu politisch kontroversen Themen zu verbreiten, darunter Narrative der palästinensischen Hamas“.

In der Erklärung zur Schließung des Portals machte Gründer Hüseyin Doğru auch öffentlich, dass die Berliner Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn wegen Verleumdung eines taz-Journalisten erhoben hat.

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