Vorwahlen in den USA: Was war los in Iowa?
Als erster Vorwahlstaat sollte Iowa für die Demokraten der Anfang sein. Nach dem Wahlchaos steht der Bundesstaat jetzt wie wie ein Trottel da.
Nach den Vorwahlen 2016 hatte die Demokratische Partei in Iowa das Wahlsystem leicht verändert. Vor allem sollte nunmehr von den rund 1.700 Bürgerversammlungen nicht mehr nur an die Zentrale berichtet werden, wer gewonnen hat, sondern auch die Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen für jede*n Kandidierenden. Zu diesem Zweck wurde von der Firma Shadow Inc erst vor wenigen Wochen eine App entwickelt, mit der die Versammlungsleiter*innen die Zahlen und ein Foto des Wahlprotokolls an die Zentrale übertragen sollten. Als Backup sollte es möglich sein, die Zahlen auch telefonisch durchzugeben.
Und hier begann offenbar das Problem: „Die meisten meiner Versammlungsleiter*innen waren ein bisschen älter“, sagt Demokratenchefin Laura Hubka aus Howard County in Nord-Iowa der New York Times. Sie kamen mit der App nicht klar.
In Poweshiek County, berichtet der dortige Demokratenchef John Grennan der Zeitung, luden sieben von zehn Versammlungsleitern die App gar nicht erst auf ihr Smartphone, manche hatten auch gar keins. Anderenorts versuchten Versammlungsleiter die App zu laden, scheiterten aber an der Eingabe einer vierstelligen PIN-Nummer. Und beim telefonischen Support, der dabei Hilfestellung geben sollte, hingen die Menschen so lange in der Warteschleife, bis sie es aufgaben und sich entschieden, ihre Daten dann eben wie üblich am Wahlabend per Telefon zu übermitteln.
In der Warteschleife
Da aber passierte genau das Gleiche: Warteschleife zwischen einer halben und zwei Stunden, Chaos. Und auch wer die App installiert hatte, konnte nicht immer die Daten übermitteln: Mal ließen sich Daten eingeben, aber nicht senden, mal zeigte die App plötzlich andere Zahlen, als die Freiwilligen eingegeben hatten.
Iowas Demokraten beruhigen: Es werde zwar alles noch ein bisschen dauern, aber die Daten seien sicher. Hieß es vor dem Wahltag allerdings noch, die App sei umfangreich getestet und vom Heimatschutzministerium auf Sicherheit überprüft worden, wurde jetzt genau das Gegenteil berichtet: keine Tests unter annähernd realistischen Bedingungen, keine Sicherheitsprüfung durch das Heimatschutzministerium.
Und nun? Die App soll auch am 22. Februar in Nevada benutzt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Rückzug von Marco Wanderwitz
Die Bedrohten
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül