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Vorstoß der IG Metall zur ArbeitszeitFunktioniert nicht überall

Kommentar von Wolfgang Mulke

Für die Metallindustrie ist eine Viertagewoche ein sinnvoller Schritt. In anderen Branchen sind dafür aber die Löhne und Gewinnspannen zu niedrig.

Für Facharbeiter finanziell machbar: Gewerkschaftler im Juli bei Airbus in Hamburg Foto: Jonas Klüter/dpa

E in einfaches Oben und Unten gibt es in der Arbeitswelt längst nicht mehr. Dazwischen liegen viele Grautöne. Gut bezahlte Facharbeiter gehören zu den 20 Prozent der Bestverdienenden. Auf der anderen Seite verdient jeder vierte Beschäftigte einen Lohn am Rande der Armutsgrenze. Entsprechend unterschiedlich müssen künftig auch die Mittel aussehen, die gegen Krisensymptome helfen sollen. Eines hat IG-Metall-Chef Jörg Hofmann mit der Viertagewoche bei teilweisem Lohnausgleich vorgeschlagen.

Für die Metall- und Elektroindustrie ist es ein plausibler Schritt, um einerseits qualifizierte Jobs zu erhalten, andererseits den Veränderungen insbesondere in der Autoindustrie zu begegnen. Arbeitgeber wie Arbeitnehmer haben etwas davon: Die Unternehmen binden dadurch womöglich bald wieder benötigte Fachkräfte. Die Beschäftigten sichern ihre Jobs und gewinnen an Lebensqualität. Die industrielle Vorzeigebranche mit der dominanten Autoindustrie kann sich einen solchen Luxus vermutlich nicht überall, jedoch auf breiter Front leisten.

Der Vorschlag zeigt zudem ein Umdenken in der IG Metall: Arbeitszeitverkürzung ohne vollständigen Lohnausgleich war bislang ein Tabu für die Gewerkschaft. Insofern darf Hofmanns Vorstoß auch als Angebot verstanden werden, die tiefgreifende Krise der Autobranche zusammen mit den Arbeitgebern zu überwinden.

In anderen Branchen funktioniert dieses Modell allerdings nicht – nur wenige Wirtschaftszweige stehen gut genug da. Insbesondere für Branchen mit niedrigem Lohnniveau müssen sich die Tarifparteien andere Lösungen einfallen lassen. Weitere Einkommenskürzungen vertragen die Beschäftigten dort nicht. Aber auch für sie gibt es bereits Konzepte, „Vier plus Eins“ etwa: Den überwiegenden Teil der Woche arbeiten die Beschäftigten normal, am fünften Tag gibt es eine staatlich geförderte Fortbildung.

Geringe Verhandlungsmacht bei Niedriglöhnern

Die Unternehmen davon zu überzeugen, ist angesichts des geringen gewerkschaftlichen Organisationsgrads in den Niedriglohnsektoren allerdings schwierig – die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften ist zu gering.

Zum Glück mangelte es den Sozialpartnern in Deutschland noch nie an guten Ideen, wie zuletzt das Beispiel Kurzarbeit zeigte. Die mögliche Verlängerung der Regelung bringt die nötig Zeit, weitere Instrumente für den Umbau der Arbeitswelt zu suchen. Vielleicht gelingt der Deutschen Bahn ein nachahmenswerter Tarifabschluss. Dort muss beim Personal gespart werden, ohne Stellen abzubauen. Nachdem der Konzern mit der Option „Mehr Freizeit oder mehr Geld“ schon einen wegweisenden Tarifvertrag abgeschlossen hat, folgt jetzt vielleicht eine zweite Überraschung.

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1 Kommentar

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  • Das mit der 4 Tage Woche ist von der IGM schon sehr zukunftsweisend gedacht. Lohnarbeit wie wir sie kennen, wird in der Zukunft ein knappes Gut. Automatisierung, Digitalisierung aber auch Ressourcen schonendes Konsumverhalten wird dazu führen, dass immer weniger Menschen in Produktions "hot spots" wie China, Europa oder USA in der Lage sein werden die Dinge zu produzieren die die Menschen so brauchen. Allenfalls bei Dienstleistungen wird noch ein solider Bedarf an Beschäftigten bestehen.



    Den Zugang zur Lohnarbeit sollte man aber allen offen halten. Selbst wenn die "share-holder" etwas kleinere Brötchen backen müssen und ihrem Kind keinen Ferrari Portofino zum 18'ten schenken können, sondern nur einen Ford Fiesta. Ist auch ein schönen Auto. Sozialer Friede und "blühende Landschaften" können nicht in einer Gesellschaft gedeihen, in der sich ein grosser Teil der Menschen überflüssig fühlt.