Vorsitzender des Rassemblement National: Saubermann als Feigenblatt
Jordan Bardella soll das Image des rechtsextremen Rassemblement National weiter polieren. Die Le-Pen-Partei bleibt aber ziemlich weit rechtsaußen.
F ür den neuen Parteivorsitzenden des rechtsextremen Rassemblement National verwenden die französischen Medien oft und gern das Bild des „idealen Schwiegersohns“. Der erst 27-jährige Jordan Bardella kommt so makellos und geschniegelt daher, als wollte er bei jedem Auftritt der Nation einen Heiratsantrag stellen. Für dieses Image, aber nicht allein deswegen, hat Marine Le Pen ihm die Zügel der Partei überlassen. Er selbst bezeichnet die eigentliche Chefin der extremen Rechten gerne als seine zweite Mutter.
Der Anschein, dass die von Jean-Marie Le Pen gegründete Partei immer noch irgendwie in Familienbesitz ist, bleibt. Eine Le-Pen- Enkelin ist seine Lebenspartnerin, solche Symbole zählen zumindest parteiintern.
Bardella ist jedenfalls ein politischer Ziehsohn von Marine Le Pen, er verkörpert die Linie der von ihr gewollten Verharmlosung der Partei, die bei der Gründung ein Zusammenschluss von diversen Rechtsradikalen, inklusive Nostalgikern der Algérie française und der Waffen-SS, war. Mit solchen kompromittierenden Weggefährten, das hatte Marine Le Pen an der Seite ihres Vaters gelernt, kann zwar provoziert, aber keine Wahl gewonnen werden. Ihr ist es, unter anderem mit tatkräftiger Hilfe von Bardella, gelungen, das Image der Partei zu glätten. Einige Neonazis wurden ausgeschlossen, antisemitische Bemerkungen wie zur Zeit Jean-Marie Le Pens sind tabu.
Der neue Vorsitzende kennt diese Linie perfekt und spricht in den Medien wie ein Automat den Jargon der dédiabolisation, der Entdiabolisierung. Er steht für eine renovierte Fassade. Denn im Kern ist das RN immer noch eine Partei von rechtsextremen Revanchisten, und bei jeder Gelegenheit – wie in der Nationalversammlung am Donnerstag – kommt der Rassismus wieder zum Vorschein.
Jordan Bardella spielt die Rolle des Saubermanns. Das meint als interner Kritiker selbst Steeve Briois, der Bürgermeister von Hénin-Beaumont, Marine Le Pens nordfranzösischer Wahlhochburg, der Bardella verdächtigt eine neue Radikalisierung des RN vorzubereiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“