piwik no script img

Vorsitzender des Rassemblement NationalSaubermann als Feigenblatt

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Jordan Bardella soll das Image des rechtsextremen Rassemblement National weiter polieren. Die Le-Pen-Partei bleibt aber ziemlich weit rechtsaußen.

Nur äußerlich makellos: Jordan Bardella Foto: ap

F ür den neuen Parteivorsitzenden des rechtsextremen Rassemblement National verwenden die französischen Medien oft und gern das Bild des „idealen Schwiegersohns“. Der erst 27-jährige Jordan Bardella kommt so makellos und geschniegelt daher, als wollte er bei jedem Auftritt der Nation einen Heiratsantrag stellen. Für dieses Image, aber nicht allein deswegen, hat Marine Le Pen ihm die Zügel der Partei überlassen. Er selbst bezeichnet die eigentliche Chefin der extremen Rechten gerne als seine zweite Mutter.

Der Anschein, dass die von Jean-Marie Le Pen gegründete Partei immer noch irgendwie in Familienbesitz ist, bleibt. Eine Le-Pen- Enkelin ist seine Lebenspartnerin, solche Symbole zählen zumindest parteiintern.

Bardella ist jedenfalls ein politischer Ziehsohn von Marine Le Pen, er verkörpert die Linie der von ihr gewollten Verharmlosung der Partei, die bei der Gründung ein Zusammenschluss von diversen Rechtsradikalen, inklusive Nostalgikern der Algérie française und der Waffen-SS, war. Mit solchen kompromittierenden Weggefährten, das hatte Marine Le Pen an der Seite ihres Vaters gelernt, kann zwar provoziert, aber keine Wahl gewonnen werden. Ihr ist es, unter anderem mit tatkräftiger Hilfe von Bardella, gelungen, das Image der Partei zu glätten. Einige Neonazis wurden ausgeschlossen, antisemitische Bemerkungen wie zur Zeit Jean-Marie Le Pens sind tabu.

Der neue Vorsitzende kennt diese Linie perfekt und spricht in den Medien wie ein Automat den Jargon der dédiabolisation, der Entdiabolisierung. Er steht für eine renovierte Fassade. Denn im Kern ist das RN immer noch eine Partei von rechtsextremen Revanchisten, und bei jeder Gelegenheit – wie in der Nationalversammlung am Donnerstag – kommt der Rassismus wieder zum Vorschein.

Jordan Bardella spielt die Rolle des Saubermanns. Das meint als interner Kritiker selbst Steeve ­Briois, der Bürgermeister von Hénin-Beaumont, Marine Le Pens nordfranzösischer Wahlhochburg, der Bardella verdächtigt eine neue Radikalisierung des RN vorzubereiten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Es ist eine Show, die echt schwach ist. Dieser Mensch vertritt die gleichen inhumanen Werte wie die gesamte 'Bewegung', von der er spricht. Er hat die Sprechweise eines echten Rechtsradikalen angereichert mit einem Schuß katholische Kirche und Familie.

    Und überhautp er gehtört auch zu den Le Pens, der Familie, die Rechtsradikalität zum Beruf macht, kaum jemand dort macht nicht mit. Und was kann ein Mensch, der so jung und lebensunerfahren - notgedrungen - ist, wirklich politisch bewirken?

    Vielleicht nicht viel, aber er kokettiert mit seinen italienischen Vorfahren, die zu guten Franzosen wurden. Er hat angeblich eine Idee für die Banlieus und die Probleme dort, was ja echt was Neues wäre, bisher hat fast jede französische Regierung dort am Ende mit Ratlosigkeit geglänzt, aber was könnten das denn für Lösungen werden oder sein?

    Vielleicht sind es die Schiffe, die zurück sollen in die afrikanischen Häfen, jene Aussage, die für viel Wirbel in Frankreich sorgt.



    Vielleicht ist das in Wirklichkeit der Lösungsansatz für die öden Vororte, aus denen der junge Mann selber stammt, worauf er - warum auch immer - stolz ist.

    Seht her ein Rechtsradikaler, der denken kann und der weiß, wo es hingeht. Er selber verdient sein Geld derweil als Europaabgeordneter, das machten vor ihm schon Oberwolf Jean Marie Le Pen und Tochter Marine. Da gibt es viel Geld und man kann eigentlich gar nicht scheitern, weil es ja nur ein simmuliertes Parlament ist. Im echten Parlament geht es derweil heiß her, selbst die öde Macron-Partei muss sich schon gegenüber den Rechtsextremisten positionieren und republikanische Allgemeinplätze verteidigen. Nur: Dies ist durchaus Wahlwerbung für Marine Le Pen. Die wohl diesen jungen Mann mehr als im Griff hat, schließlich wird diese 'Bewegung' nicht von sozialen Kreisen, sondern von einer Familie geführt. Fragt sich nur, wohin?