■ Vorschlag: Fruchtbar gelockerte Bauvolumen: Ausstellung „Architektur und Farbe“
Was für ein Thema im winterlich grauen Berlin: Bauen mit Farbe! Die einen sehen darin ein Mittel, eintönige Fassaden optisch aufzuwerten (Plattenbauten!), für die anderen ist es ein Randgebiet, ja ein Irrweg. Im Bauen der Moderne spielt die Farbe nur eine kleine, aber durchaus prominente Rolle. Einige Großmeister, etwa Le Courbusier, Bruno Taut und die Protagonisten der niederländischen „De Stijl“-Bewegung beschäftigten sich eingehend mit ihrer Wirkung und ihrer Einsatzmöglichkeit beim Bauen – nicht als Dekoration, sondern als Teil der Baukonzeption. Trotzdem blieb die europäische Nachkriegsarchitektur jahrzehntelang weitgehend farblos. Die absurde Behauptung des Schweizer Künstler-Architekten Max Bill „Farbe hat in der Architektur nichts zu tun“, mag dafür symptomatisch sein.
Im zeitgenössischen Baugeschehen kommt ihr, wie es vor allem die Arbeiten von relativ jungen Büros zeigen, wieder eine wachsende Bedeutung zu. Nicht von ungefähr widmet die Architekturkammer Berlin dem Thema „Architektur und Farbe“ eine kleine Ausstellung. Die insgesamt elf Büros aus der Schweiz, aus Österreich und Deutschland, deren Bauten hier präsentiert werden, verbindet ein konzeptionelles Verständnis von Farbe in der Architektur. Der hehre Anspruch, die Farbe als ein wesentliches Gestaltungselement und nicht als im Zweifelsfall entbehrliches Beiwerk zu behandeln, wird von ihnen freilich nicht immer überzeugend eingelöst.
Die Ausstellung lehrt nichts grundsätzlich Neues. Sie zeigt, daß der Einsatz der Farbe abhängig von der Bauaufgabe ist, daß sie eine raumbildende, aber auch eine raumzersetzende Kraft besitzt, daß sie zur Differenzierung großer Bauvolumen taugt, daß von eingefärbten Baumaterialien (z.B. Beton) besondere Reize ausgehen. Mathias Remmele
„Architektur und Farbe“: Architektenkammer Berlin, Karl-Marx- Allee 78, Mi.-Sa. 14-19 Uhr, bis 28. Februar, Katalog 25 DM
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