piwik no script img

Vorschlag der EU-KommissionKritik an neuer Abgasnorm Euro 7

Die EU-Kommission möchte, dass die Abgasnorm künftig auch für E-Autos gilt. Doch Umweltschützern reicht das nicht.

Auch die letzten fossilen Neuwagen sollen sauberer werden, Zug mit Neuwagen von VW Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Brüssel taz | Ab 2035 will die Europäische Union keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr zulassen. Aber auch die letzten fossilen Neuwagen sollen sauberer werden. Dies geht aus dem Vorschlag für die neue Abgasnorm Euro 7 hervor, den die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel vorgestellt hat.

Neue Fahrzeuge sollen demnach künftig weniger Feinstaub und Stickoxide ausstoßen. Erstmals sollen auch Bremsen und Reifen „sauber“ werden, also keine Partikel mehr abgeben. Deshalb sind auch Elektroautos und Wasserstofffahrzeuge von der Regulierung betroffen.

Zudem sollen die Grenzwerte auch unter extremen Bedingungen gelten. Sie dürfen künftig auch bei Temperaturen von bis zu 45 Grad, 7 Grad mehr als bisher, nicht überschritten werden. Die EU-Kommission verspricht striktere Kontrollen und mehr Umweltschutz.

Der Straßenverkehr ist die wichtigste Ursache für Luftverschmutzung in den Städten. Durch Euro 7 sollen die Stickoxid-Emissionen von Autos bis 2035 um schätzungsweise 35 Prozent sinken, bei Bussen und Lkws um mehr als 50 Prozent. Die neuen Regeln sollen die EU-Vorgaben für den Kohlendioxid-Ausstoß ergänzen. Diese sehen eine Reduzierung um 100 Prozent bis 2035 vor – also das Ende des Verbrenners. Die EU übernehme eine Führungsrolle beim Umwelt- und Klimaschutz, heißt es in Brüssel.

Kritik vom Binnenmarktkommissar

Allerdings sind nicht alle einverstanden. So warnt EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton vor Wettbewerbsnachteilen für Europas Autoindustrie. Der Franzose fordert eine Revisionsklausel: Zur Not müsse man von allzu ehrgeizigen Vorgaben abrücken können.

Dieser Meinung sind auch die Hersteller. Die Bedingungen für Abgastests seien zu streng, klagt der VDMA. Zudem fehle es an Planungssicherheit, da die Kommission sich weitere Verschärfungen vorbehalte. Das Ziel einer Schadstoffreduzierung sei unstrittig, der Weg jedoch nicht.

Genau andersherum argumentieren Umweltschützer. Der Entwurf aus Brüssel sei ein „Kniefall vor der Autolobby“, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe. Statt die schädlichen Stickoxid-Emissionen zu reduzieren, werde der Grenzwert unverändert auf dem Niveau der seit 2015 geltenden Euro-6-Abgasnorm festgeschrieben.

Mit dem „unambitionierten Vorschlag“ mache „die EU-Kommission den Weg frei für schmutzige Autos“, sagt auch der EU-Parlamentarier der Grünen, Michael Bloss. Der Vorschlag sei „insgesamt untauglich“, meint auch der Jan-Christoph Oetjen (FDP). Sollte er unverändert umgesetzt werden, drohe für ältere Bestandsfahrzeuge ein vorzeitiges Aus. Allerdings können die Parlamentarier noch Änderungen einbringen. Auch der Ministerrat muss noch zustimmen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • "Erstmals sollen auch Bremsen und Reifen „sauber“ werden, also keine Partikel mehr abgeben. Deshalb sind auch Elektroautos und Wasserstofffahrzeuge von der Regulierung betroffen."



    Genial. Das lässt sich - mindestens bei den Reifen - nur durch sowas wie Staubsauger machen.



    Dann werden die Autos noch energiefressender und schwerer, letzteres besonders die E-Autos, wg. Akku, der die Energie liefern muss. Aber wenn CO2 in der Lausitz in die Luft geblasen wird statt auf der Straße, dann ist es öko...



    Kleiner Hinweis: Kleinere und leichtere Autos verursachen weniger Bremsen- und Reifenabrieb und brauchen auch weniger Energie. Wäre aber wohl zu naheliegend...



    Da wird mal wieder die 150 %-Lösung gesucht, die nur schief gehen kann. Statt das zu tun, was mit wenig Aufwand problemlos getan werden könnte.



    Ich weiß nicht, was die DUH dagegen hat. Mit derartigen Vorschriften werden Autos sowieso unerschwinglich werden.

  • "Erstmals sollen auch Bremsen und Reifen „sauber“ werden, also keine Partikel mehr abgeben."

    Wie soll das gehen? Selbst die "Eisen"bahn gibt Partikel bei der Fahrt ab, vom Bremsen mal ganz zu schweigen.



    E-Autos, richtig gefahren bremsen ja viel weniger mit den Bremsscheiben - aber gar nicht?



    Und Reifenabrieb ganz verhindern?