Vorschlag der EU für neue Abgasnorm: Wenig ambitionierte Reform

Die EU-Kommission hat ihren Entwurf für die neue Euro-7-Abgasnorm vorgestellt. Autobauer können aufatmen, denn die Grenzwerte werden kaum verschärft.

Blick auf die Stadtautobahn in Berlin.

Hier werden noch lange Abgas-Autos rollen: Stadtautobahn in Berlin Foto: Carsten Koall/dpa

Die Autobauer finden immer wieder Lücken im Prozedere, um ordentlich Druck auf die politischen Ent­schei­dungs­trä­ge­r:in­nen auszuüben. Das zeigt sich nun erneut beim von der EU-Kommission vorgestellten Entwurf für eine neue Abgasnorm.

Klar, die Autoindustrie macht nicht nur in Deutschland einen gewaltigen Teil des Bruttoinlandsprodukt aus. Da nutzt sie ihre Marktmacht gerne, um Vorschläge der EU-Kommission als zu ambitionierte Vorgaben zu diskreditieren. Die Preise für die Fahrzeuge würden damit einfach viel zu sehr in die Höhe schnellen, so ein immer wieder vorgetragener Einwand.

Aber diesmal könnten Volkswagen, Fiat und Co eigentlich aufatmen: Denn die geplante neue EU-Abgasnorm Euro 7 ist weit davon entfernt, als ambitioniert zu gelten. Es stellt sich vielmehr die Frage: Braucht es die Reform überhaupt, wenn sie gar keine großen Verschärfungen mit sich bringt?

Die neue Regelung soll die Grenzwerte für Benziner nahezu vollständig von der seit 2015 gültigen Euro-6-Norm übernehmen. Auch beim Diesel soll es nur eine ganz leichte Verschärfung bei den Grenzwerten für Stickoxide geben. Neu eingeführt werden hingegen Vorgaben für Emissionen beim Abrieb von Bremsen und Reifen, denn die fallen auch künftig bei E-Autos an.

Sich aber schon jetzt auf die Zeit nach dem angestrebten Aus für Verbrenner zu konzentrieren, ist falsch. Bis 2035 ist es schließlich noch eine ganze Weile hin. Und selbst wenn die dreckigen Dinger dann nicht mehr neu zugelassen werden – auf den Straßen rollen werden sie ja trotzdem noch lange.

Bitter ist auch: Die ohnehin oft zu laxen Abgasnormen werden in etlichen Fällen gar nicht eingehalten. Immer wieder verhandeln Gerichte Klagen, weil aus den Auspuffen oft viel größere Mengen an giftigen Stickoxiden und Schadstoffen in die Luft gelangen, als nach EU-Recht erlaubt. Und die müssen dann alle einatmen: Auch Bürger:innen, die kein Auto fahren. EU-Parlament und Mitgliedstaaten sollten also gehörig nachbessern, damit ab Mitte 2025 strengere Grenzwerte gelten und durchgesetzt werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.