Vorinstallierte Apps bei Android-Geräten: Googles Alles-oder-nichts-Vertrag
Will ein Hardware-Hersteller Apps von Google installieren, hat er nicht viel Auswahl. Das zeigen nun veröffentlichte Dokumente.
BERLIN taz | Wer schon mal ein Android-Handy aus der Verpackung geschält hat, ist meist leidgeprüft: Google-eigene Apps wie Google Maps, Google Mail und Youtube tummeln sich schon an prominenten Plätzen auf dem Telefon – ganz ohne, dass man eine einzige von ihnen installiert hätte. Warum das so ist, enthüllen Vertragsbedingungen, die Google den Herstellern von Android-Geräten abverlangt und die der US-Professor Benjamin Edelman nun veröffentlicht hat.
Das zugehörige Dokument zeigt eine Vereinbarung mit dem Hardwarehersteller HTC. Darin verlangt der Konzern von den Herstellern, die ihr Telefon mit Apps von Google ausliefern müssen, eine Art Alles-oder-nichts-Prinzip: Hersteller können nicht nur einen Teil der Apps – beispielsweise nur Google Maps – vorinstallieren und den Rest weglassen.
Sie müssen laut dem Dokument zustimmen, sämtliche Apps des Konzerns vorzuinstallieren und dabei auch Vorgaben für die Plätze berücksichtigen. Google müsse als Standardsuchmaschine eingestellt und der Client für den Play Store mindestens an das an den Startbildschirm angrenzenden Panel platziert sein. Alle anderen Google Apps dürften höchstens eine Ebene vom Startbildschirm entfernt platziert werden.
In Deutschland werden die meisten Android-Geräte mit vorinstallierten Apps von Google ausgeliefert – es gibt Ausnahmen wie das Fairphone. Weltweit laufen jedoch längst nicht auf allen Android-Geräten ab Werk auch die Apps von Google. So stellten die Marktforscher von //www.abiresearch.com/press/q4-2013-smartphone-os-results-is-google-losing-con:ABI Research für das vierte Quartal 2013 fest, dass ein Viertel aller mit Android ausgelieferten Telefone nicht von Google zertifiziert ist – Google Apps sind dort also nicht eingerichtet
Mehr Handys ohne Google-Apps
Dazu kommt, dass die Zahl der nicht von Google zertifizierten Android-Handys steigt: vom vierten Quartal 2012 bis zum vierten Quartal 2013 um 137 Prozent. Bei den zertifizierten Androids waren es nur 29 Prozent.
Google lehnte einen Kommentar zu den veröffentlichten Dokumenten ab. Doch die Veröffentlichung ist nicht nur deshalb interessant, weil sie viel über die Politik aus dem Hause Google verrät. Es könnte letztlich um mehr gehen als um das Image: So hatte die EU-Kommission den Internetriesen Microsoft bereits wegen einer Praxis, die nicht weit von der Google-Strategie entfernt ist, mit einer Geldbuße in Höhe von 561 Millionen Euro belegt.
Microsoft hatte den Nutzern des Service Pack 1 von Windows 7 mehr als ein Jahr lang keinen Bildschirm für die freie Auswahl eines Browsers zur Verfügung gestellt. Microsoft hatte diese Auswahl zuvor extra eingerichtet, um Vorwürfe seitens der EU-Kommission, der Konzern nutze seine marktbeherrschende Stellung zugunsten des hauseigenen Browsers Internet Explorer aus, zu zerstreuen.
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