Vorfall bei Grenzübertritt: Bulgaren erschießen Flüchtling
Wegen „illegaler“ Übertritte feuerten bulgarische Grenzer auf Flüchtlinge – ein Mann starb. Ein Toter wurde auch im Eurotunnel gefunden.
Nach Angaben einer Sprecherin des Innenministeriums ereignete sich der Vorfall am Donnerstagabend der Nähe der südostbulgarischen Kleinstadt Sredez. Eine große Gruppe Flüchtlinge habe versucht, aus der Türkei illegal nach Bulgarien zu kommen. Dabei sei einer von ihnen von einer Kugel getroffen worden und auf dem Weg zum Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen.
Laut dem Stabschef des Ministeriums, Georgij Kostow, gehörte der Mann einer Gruppe von rund 50 afghanischen Flüchtlingen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren an. Diese hätten den Anordnungen der Grenzpatrouille, sofort anzuhalten und umzukehren, keine Folge geleistet, sagte er BNR. Daraufhin habe einer der Grenzschützer Warnschüsse abgegeben, einer davon müsse „abgeprallt und den Mann am Nacken getroffen“ haben. Laut Kostow war keiner der Flüchtlinge bewaffnet. Die restlichen Männer aus der Gruppe seien festgenommen und Ermittlungen zum genauen Tathergang eingeleitet worden.
Es ist der erste tödliche Schuss von einem Sicherheitsbeamten seit Beginn der Flüchtlingskrise in Europa. Der bulgarische Ministerpräsident Boiko Borissow erfuhr während des EU-Gipfels von dem tragischen Zwischenfall und reiste sofort in seine Heimat zurück.
Erneut Flüchtling am Eurotunnel in Calais umgekommen
Am Eurotunnel im nordfranzösischen Calais ist erneut ein Flüchtling ums Leben gekommen. Das Opfer sei in der Nacht zum Freitag von einem aus Großbritannien kommenden Zug erfasst worden, teilte ein Eurotunnel-Sprecher mit. Rettungskräfte sagten der Nachrichtenagentur AFP, es sei unmöglich gewesen, das Alter, das Geschlecht oder die Nationalität des Opfers festzustellen, da der Körper über mehr als 400 Meter mitgeschleift worden sei. Beeinträchtigungen im Eurotunnelverkehr gab es nach Betreiberangaben wegen des Unfalls nicht.
Es ist bereits der 16. tödliche Unfall eines Flüchtlings in der Region seit Ende Juni. In Calais und Umgebung sitzen zwischen 4.000 und 5.000 Flüchtlinge fest, die meisten von ihnen stammen aus Ostafrika, Syrien und Afghanistan. Sie hoffen, auf Fähren über den Ärmelkanal oder auf Zügen durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. Die Lage eskalierte Ende Juli, als in manchen Nächten rund 2.000 Versuche von Flüchtlingen gezählt wurden, auf das Eurotunnel-Gelände zu gelangen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen