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Vorerst keine Abschiebung„Held von Aschaffenburg“ darf bleiben

Bayern dementiert die drohende Abschiebung eines Somaliers. Er hatte dazu beigetragen, dass der Messerstecher von Aschaffenburg festgenommen werden konnte.

Ahmed Mohamed Odowaa aus Somalia verfolgte nach dem Angriff im Park Schöntal, Aschaffenburg, am 22. Januar 2025 den Täter Foto: Katrin Filthaus

Die Nachricht, dass ausgerechnet einer der Männer, die einen Messerstecher verfolgten und zu seiner Festnahme beitrugen, das Land verlassen soll, sorgte am Wochenende für einige Aufregung. Zwei Petitionen wandten sich gegen die drohende Abschiebung von Ahmed Mohamed Odowaa und versammelten innerhalb von drei Tagen je über 50.000 Unterzeichner hinter sich. Dann kam die einstweilige Entwarnung: Nein, Odowaa, ein 30-jähriger Flüchtling aus Somalia, müsse Deutschland fürs Erste nicht verlassen, teilte das bayerische Innenministerium am Montag mit und sprach von einem „Missverständnis“.

Odowaa ist geduldet, sein Asylantrag war 2024 abgelehnt worden. Da er über Italien in die EU eingereist ist, könnte er dorthin abgeschoben werden. Das Main-Echo hatte nun berichtet, dies drohe, falls Odowaa nicht bis 8. Juli freiwillig das Land verlassen habe.

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Laut Innenministerium kann Odowaa jedoch damit rechnen, dass seine Duldung verlängert werde. Schließlich werde er in dem Verfahren gegen den Mann, der im Januar in Aschaffenburg zwei Menschen mit einem Küchenmesser erstochen und drei weitere schwer verletzt hat, als wichtiger Zeuge gebraucht.

Soll eine Medaille des Freistaats Bayern bekommen

Darüber hinaus eröffnet sich für Odowaa eine weitere Bleibeperspektive: Die Ausländerbehörde werde dem Somalier demnächst eine Beschäftigungserlaubnis erteilen, so das Ministerium. Damit könne er seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten und „so die Voraussetzungen für eine Bleibeperspektive in Deutschland eröffnen“. Schließlich habe Odowaa ein Beispiel für Zivilcourage gegeben, das höchsten Respekt verdiene. Für seinen Mut soll Odowaa laut Main-Echo außerdem von Ministerpräsident Söder (CSU) die Christopherus-Medaille des Freistaats Bayern erhalten. Diese wird Menschen verliehen, die andere aus Lebensgefahr gerettet haben.

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6 Kommentare

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  • Geht doch!



    ...auch wenn Druck von außen nötig war...

  • Soweit bekannt, war er nie straffällig geworden. Noch ist er Anhänger irgendwelcher Extremisten.



    Und zum anderen, hat er sich ja gut in die Gesellschaft integriert; das zeigt ja auch sein Handeln.

    Ich finde, in solchen oder ähnlichen Fällen sollte es eine Möglichkeit geben, die Deutsche Staatsbürgerschaft quasi als Anerkennung, aber auch weil solche Menschen unserer Gesellschaft gut tun, zu "verschenken".

    Generell bin ich für weniger Hürden bei der Einbürgerung. Besonders auch für Menschen, die ohnehin schon hier in Deutschland sind und sich hier integrieren und sich ein Leben aufbauen wollen.

  • Freut mich! Masel tov auf weitereres.

  • Mir wäre wohler, wenn ich sicher wäre, daß diese Entscheidung auch ohne öffentlichen Druck zustande gekommen wäre. Danke, Taz.

  • Das klingt doch ganz danach, als ob Markus Söder da ganz plötzlich erkannt hat, welches positive wie negative Potential in dem Fall versteckt ist.

    Schade, dass der glückliche Ausgang womöglich nur wenig mit Anstand und Menschenwürde zu tun hat.