Vorerst keine Abschiebung: „Held von Aschaffenburg“ darf bleiben
Bayern dementiert die drohende Abschiebung eines Somaliers. Er hatte dazu beigetragen, dass der Messerstecher von Aschaffenburg festgenommen werden konnte.

Die Nachricht, dass ausgerechnet einer der Männer, die einen Messerstecher verfolgten und zu seiner Festnahme beitrugen, das Land verlassen soll, sorgte am Wochenende für einige Aufregung. Zwei Petitionen wandten sich gegen die drohende Abschiebung von Ahmed Mohamed Odowaa und versammelten innerhalb von drei Tagen je über 50.000 Unterzeichner hinter sich. Dann kam die einstweilige Entwarnung: Nein, Odowaa, ein 30-jähriger Flüchtling aus Somalia, müsse Deutschland fürs Erste nicht verlassen, teilte das bayerische Innenministerium am Montag mit und sprach von einem „Missverständnis“.
Odowaa ist geduldet, sein Asylantrag war 2024 abgelehnt worden. Da er über Italien in die EU eingereist ist, könnte er dorthin abgeschoben werden. Das Main-Echo hatte nun berichtet, dies drohe, falls Odowaa nicht bis 8. Juli freiwillig das Land verlassen habe.
Empfohlener externer Inhalt
Video: Muss man ein „Held“ sein, um sich in Deutschland ein Leben aufbauen zu dürfen?

Laut Innenministerium kann Odowaa jedoch damit rechnen, dass seine Duldung verlängert werde. Schließlich werde er in dem Verfahren gegen den Mann, der im Januar in Aschaffenburg zwei Menschen mit einem Küchenmesser erstochen und drei weitere schwer verletzt hat, als wichtiger Zeuge gebraucht.
Soll eine Medaille des Freistaats Bayern bekommen
Darüber hinaus eröffnet sich für Odowaa eine weitere Bleibeperspektive: Die Ausländerbehörde werde dem Somalier demnächst eine Beschäftigungserlaubnis erteilen, so das Ministerium. Damit könne er seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten und „so die Voraussetzungen für eine Bleibeperspektive in Deutschland eröffnen“. Schließlich habe Odowaa ein Beispiel für Zivilcourage gegeben, das höchsten Respekt verdiene. Für seinen Mut soll Odowaa laut Main-Echo außerdem von Ministerpräsident Söder (CSU) die Christopherus-Medaille des Freistaats Bayern erhalten. Diese wird Menschen verliehen, die andere aus Lebensgefahr gerettet haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um Demonstrationsrecht
Wer bringt die Demokratie in Gefahr?
Berliner Staatsschutz ermittelt
Zynisches Plakat nach Mord in Washington
Rape Culture im Militär
Der arme Soldat, der vergewaltigen muss
Gesetzentwurf gegen Familiennachzug
Dobrindt trennt Familien
Autor Lebedew über russische Opposition
„Russland muss dekolonisiert werden“
Berichterstattung über AfD-Mitarbeiter
Wochenzeitung „Kontext“ kämpft um Recherche