Vor dem DFB-Pokalfinale: Eintracht Rasenball
„Traditionsklub“ gegen „Konstrukt“? So sehr verschieden sind die DFB-Pokalfinalisten Leipzig und Frankfurt gar nicht.
Bei Eintracht Frankfurt will es vielleicht niemand so gerne hören, aber eine gewisse Tradition im Pokalfinale besitzt der Gegner RB Leipzig: Zum vierten Male in den vergangenen fünf Jahren spielen die Rasenballer nun in Berlin schon vor. Kommt es da also wirklich zur Aufführung „der Traditionsverein gegen das Konstrukt“, wie Eintracht-Präsident Peter Fischer zuletzt behauptete?
Um für einen friedlichen Ablauf zu sorgen, haben die Manager von Frankfurt, Markus Krösche, und Leipzig, Max Eberl, jüngst für den Kicker Gemeinsamkeiten herausgearbeitet. Krösche arbeitete von 2019 bis 2021 für die Sachsen, ehe er nach Hessen wechselte. Das Aufeinandertreffen zweier Fußballwelten spiele auf dem Platz „gar keine Rolle“, sagt Krösche. Dass Frankfurter Fans RB nicht mögen, kommentiert er so: „Ich respektiere die Meinung der Fans und ihre Einstellung dazu.“
Eberl sagt: „Dass es Menschen gibt, die unseren modernen und innovativen Ansatz schätzen, und andere sich eher als Traditionalisten begreifen, das kann ich nachvollziehen.“
Beide Vereine waren so klug, Themen wie einen gemeinsamen Fanschal gar nicht erst anzugehen. Daran hatte sich im Vorjahr mit dem SC Freiburg heftiger Streit entzündet. Bei der Eintracht taucht auf den digitalen Kanälen bis heute nicht das RB-Logo auf. Eine demonstrative Ablehnung, die vor allem von Präsident Fischer ausgelebt wird.
Max Eberl, RB Leipzig
Dabei sind in den neuesten Finanzkennzahlen der Deutschen Fußball-Liga beide Klubs gar nicht mehr so weit auseinander. Leipzig liegt mit 348 Millionen Euro Umsatz und 164 Millionen Euro Personalaufwand im Liga-Vergleich an dritter Stelle, Frankfurt (278/128) inzwischen auf Rang fünf. Tradition allein schießt eben keine Tore.
Wachsende Beliebtheit von RB
In der RB-Führungsetage verweisen sie darauf, dass 14 Jahre Vereinsgeschichte ausgereicht haben, um in den Beliebtheitsstudien mittlerweile auf einem guten Mittelplatz zu landen. Zwar weiter hinter der Eintracht, aber vor vielen anderen namhaften Marken. „Bei Kindern und Jugendlichen sind unsere Umfragewerte noch deutlich besser“, insistiert Max Eberl. Bei den 8- bis 14-Jährigen steht RB Leipzig bereits an dritter Stelle der Beliebtheitsskala.
Der 2009 vom inzwischen verstorbenen Red Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz erschaffene Verein verweist darauf, dass der aktuelle Kader einen gewissen Wiedererkennungswert hat: Zehn Profis sind noch aus dem 2019er-Finale dabei. Peter Gulacsi, Willi Orban, Lukas Klostermann, Marcel Halstenberg, Emil Forsberg oder Yussuf Poulsen haben teilweise noch den Aufstieg aus der zweiten Liga 2016 miterlebt.
Mittlerweile haben sich die Roten Bullen unter die Top 16 in Europa vorgearbeitet, werden bei der nächsten Champions-League-Auslosung wieder im zweiten Lostopf liegen, weil sie zwischendrin auch mal Marken wie Real Madrid, Manchester City, Manchester United oder Paris St. Germain bezwangen. „Leipzig hat in der Art des Fußballs und in der Art, wie Transfers getätigt wurden, großartige Arbeit geleistet“, findet Eberl.
Dass aktuell das Trainerteam mit Marco Rose, Alexander Zickler und Marco Kurth eine ostdeutsche Vita einbringt, hilft natürlich, doch ist das Einzugsgebiet längst größer. Sonst wäre der Besucherschnitt diese Saison nicht auf 45.600 (und 97 Prozent Auslastung) gestiegen. Gleichwohl: An die in Berlin erwarteten 80.000 Frankfurter Anhänger, von denen die Hälfte angeblich mit Ticket anreist, kommt der Klub eben nicht heran. Dafür fehlt dann doch noch etwas. Auch Tradition.
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