: Vom Einanderhelfen
Engagement Seit zwei Jahren dolmetscht Hiba Boussi im internationalen Café in Winsen
Vor zwei Jahren begann meine Geschichte im internationalen Café Winsen. Ich bin Hiba Boussi und sitze im Rollstuhl. Ich habe libanesische Wurzeln und bin zweisprachig –mit Englisch sogar dreisprachig aufgewachsen.
Als ich vor zwei Jahren meine Schule abbrach, überlegte ich, was ich tun könnte. Das internationale Café ist genau das Richtige für mich. Hier treffen sich einheimische Winsener und Flüchtlingen. Da viele Flüchtlinge aus den arabischen Raum kommen, war ich im Café vom ersten Augenblick an gefragt.
Meine Behinderung spielt hier gar keine Rolle. Für die Flüchtlinge ist nicht wichtig, ob ich auf zwei Beinen oder vier Rädern dolmetsche. Ich unterstütze beim Deutschlernen und begleite einige bei Arztbesuchen, bei denen ich jedoch an meine Grenzen komme.
Viele Ärzte haben keinen Aufzug oder zu schmale Türen. Natürlich ist die räumliche Barrierefreiheit wichtig –viel wichtiger sind aber die Barrieren im Kopf. Es wäre wichtig, diese zu beseitigen.
Selbst das Gemeindehaus ist leider nicht komplett barrierefrei. Um in den Garten zu gelangen, muss man eine Stufe überwinden, was mit dem E-Rollstuhl unmöglich ist. Doch die Männer im Café trugen mich samt E-Rollstuhl die Stufe hinunter. So sollte Inklusion meiner Meinung nach sein. Ich lerne von dem Miteinander im Café und kann mich dort sehr einbringen.
Ich lerne von den Flüchtlingen und sie von mir. Ich helfe ihnen und sie helfen mir. Doch das schönste an meiner Aufgabe ist, dass ich anderen helfen kann. Oftmals wünsche ich mir, dass es überall so wäre, nicht nur im internationalen Café in Winsen an der Luhe. Hiba Boussi
Hiba Boussi ist 20 Jahre alt. Sie engagiert sich als Dolmetscherin im internationalen Café in Winsen an der Luhe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen