Volleyball-Bundesliga: Auftritt der Derby-Könige

Der SC Charlottenburg gewinnt erneut gegen die Netzhoppers Königs Wusterhausen - und zwar klar mit 3:0

Dieses Volleyball-Spiel in der Max-Schmeling-Halle am Sonnabend war auch so etwas wie ein Treffen vieler guter alter Freunde. Beim Lokalderby zwischen den Volleyballern vom SC Charlottenburg und den Netzhoppers aus Königs Wusterhausen standen sich zahlreiche vertraute Gesichter gegenüber. Allen voran die beiden Trainer: bei den Berlinern der Slowene Andrej Urnaut, bei den Netzhoppers der Serbe Mirko Culic. Beide kennen sich schon, seit sie zusammen in der Juniorennationalmannschaft Jugoslawiens aktiv waren. Das ist gut 30 Jahre her. Seitdem sind sie miteinander befreundet. Grund zum Jubeln hatte am Ende aber nur Andrej Urnaut. Der SCC gewann vor der stimmungsvollen Kulisse von 4.235 Zuschauern klar mit 3:0 (25:19, 25:15, 25:14).

Beide Trainer waren nach dem Spiel bemüht, übermäßige Emotionen herauszuhalten. "Es war klar, dass wir keine Geschenke verteilen würden", sagte der 44-jährige Urnaut nüchtern. Sein Gegenüber Culic blieb ebenso sachlich: "Während des Spiels habe ich nicht an unsere Freundschaft gedacht." Zumindest gaben aber beide zu, dass es kein gewöhnliches Spiel für sie war - auch wenn sie es nicht zeigen wollten.

Wesentlich emotionsvoller reagierte hingegen der Kubaner Salvador Hidalgo Oliva. "Das war einfach nur geil", freute er sich. In der letzten Saison stand er noch in den Diensten der Netzhoppers, jetzt schlägt er für den SCC auf. Und wie. Mit seinen kraftvollen Schlägen sorgt er nicht nur für wichtige Punkte, sondern ist auch für die Abteilung Spektakel zuständig. "Er ist ein Mann für das Publikum, eine echte Erscheinung", sagt SCC-Manager Kaweh Niroomand.

Der 23-Jährige läuft gerne lässig mit Kaugummi im Mund auf dem Parkett herum. "Das ist meine Art", sagt er. "Umso lockerer er ist, umso besser ist er drauf", ergänzt Niroomand. Nach anfänglichen Problemen zu Saisonbeginn ist er mittlerweile zu einem echten Aktivposten im Spiel des SCC geworden. "Ich hatte etwas Gewichtsprobleme und musste erst ein wenig abtrainieren", gesteht er. Jetzt ist er topfit und der SCC hat mit ihm eine weitere wichtige Option im Angriff.

Sein Aufschwung steht fast stellvertretend für die Berliner. Nach holprigem Saisonstart haben sie ihren Rhythmus gefunden. "Wir haben momentan einen Lauf", sagt Urnaut. Nach zuletzt fünf Siegen in Folge stehen die Charlottenburger auf Platz vier. Kaweh Niroomand blickt deshalb entspannt drein. "Wir hatten sechs neue Spieler. Es brauchte Zeit, bis sich alle finden", sagt er. Zur schnelleren Integration der fremdsprachigen Neuzugänge wurde eine Deutschlehrerin engagiert. Das scheint sich nun auszuzahlen. "Wir sind als Team gewachsen und machen auch viel außerhalb der Halle zusammen", sagt Salvador Hidalgo Oliva. Grund zur Euphorie besteht es aber dennoch nicht. "Es werden wieder Rückschläge kommen", warnt Kaweh Niroomand.

Rückschläge müssen im Moment vor allem die Netzhoppers einstecken. Die Brandenburger sind ohnehin keine Derby-Spezialisten. Im siebenten Duell kassierten sie die siebente Niederlage. "Wir waren heute chancenlos", gestand deshalb ein enttäuschter Mirko Culic. Nach großartigem Saisonbeginn gab es zuletzt vier Niederlagen in Folge. Mit Platz sechs stehen sie zwar noch gut da, müssen aber aufpassen, nicht nach unten durchgereicht zu werden. "Hoffen wir, dass das heute schon der Tiefpunkt war", sagt Zuspieler Manuel Rieke.

Und während man in Berlin nicht euphorisch werden möchte, gibt es in Königs Wusterhausen keinen Grund, in Panik zu verfallen. Nach zuletzt einigen Ausfällen hat das Team noch nicht wieder die alte Leistungsstärke erreicht. "Zwei bis drei Wochen brauchen wir noch", glaubt Culic. Dann werden sie auch wieder ihr wahres Leistungsvermögen zeigen können. Spätestens Ende Februar - dann treffen sich nämlich alle wieder. Zum nächsten Derby. NICOLAS SOWA

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