Volle Klatsche für die Murdochs: „Unfähig, ein Unternehmen zu führen“

Verschleiern, Blindheit, Lügen: Der Ausschuss des britischen Parlaments haut Rupert und James Murdoch im Telefon-Hacking-Skandal den Untersuchungsbericht um die Ohren.

König Rupert? Das war einmal in Großbrittanien. Bild: dpa

BERLIN taz | Es ist das schärfste Urteil über einen Manager, dass das britische Parlament fällen kann: Der Medienausschuss des Unterhauses hat wegen ihrer Rolle im Phone-Hacking-Skandal beim mittlerweile eingestellten Boulevardblatt News of the World (NoW) sowohl Vater Rupert Murdoch (81) wie Sohn James (39) scharf kritisiert. Rupert Murdoch wurde sogar mit der offiziellen Feststellung belegt, er sei „unfähig, ein bedeutendes internationales Unternehmen zu führen“. Damit droht seiner in Großbritannien registrierten Pay-TV-Plattform BSkyB unter Umständen der Lizenzentzug. James wurde vorgeworfen, bei seinen zwei Aussagen vor dem Ausschuss diesen durch „absichtlicher Unwissenheit“ getäuscht zu haben.

Mitarbeiter der 2011 eingestellten Sonntagszeitung NoW hatten über Jahre in Zusammenarbeit mit einem Privatdetektiv Voicemails von Prominenten und Verbrechensopfern angezapft. James Murdoch war zu dieser Zeit Chef der Zeitungsholding News International, in der das britische Verlagsgeschäft des globalen Medienkonzerns News Corp. gebündelt ist. Der Ausschuss wirft ihm vor, über seine Kenntnisse über das Ausmaß der Hacking-Praxis gelogen zu haben. Zu News Corp. gehört auch der Pay-TV-Sender Sky Deutschland

Der elfköpfige Parlamentsausschuss fällte sein hartes Urteil gegen die Stimmen der fünf Abgeordneten der Konservativen Regierungspartei von Premierminister David Cameron, der wegen seiner engen Kontakte zu Rupert Murdoch selbst unter Beschuss steht. Adrian Sanders, einziges Ausschuss-Mitglied von Camerons Koalitionspartner, der Liberalen Partei, stimmte dagegen mit den fünf Labour-Abgeordneten für die entprechenden Formulierungen. Auch die Konservativen Ausschussmitglieder unterstrichen in einer Pressekonferenz in London aber ihre grundsätzliche scharfe Kritik am Hacking-Skandal und der Reaktion der Murdochs und anderer Führungskräfte bei News International.

Mit dem Bericht und weiteren Konsequenzen soll sich nun das Unterhaus befassen. Im Bericht heißt es, News of the World und News International hätten den Ausschuss über die internen Ermittlungen im Unternehmen selbst getäuscht. Das Ziel sei bis zuletzt gewesen „zu verschleiern, statt Misstände aufzuzeigen und die Verantwortlichen zu bestrafen“, heißt es im Ausschuss-Bericht. Für diese „absichtliche Blindheit“ hätten Rupert und James Murdoch die Verantwortung zu übernehmen.

Mit dem Bericht und weiteren Konsequenzen soll sich nun das Unterhaus befassen. Dabei geht es auch die Frage, ob sich die Murdochs oder andere News International-Manager durch falsche oder nicht vollständige Aussagen der „Missachtung des Parlaments“ schuldig gemacht haben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.