Volksentscheid am 25. Mai: Koalition einig über Tempelhof

SPD und CDU legen eigenen Gesetzentwurf vor. Damit stehen beim Volksentscheid erstmals zwei Vorschläge zur Auswahl.

Die rot-schwarze Koalition hat einen eigenen Gesetzentwurf für den Volksentscheid am 25. Mai über das Tempelhofer Feld vorgestellt. Er schreibt eine 230 Hektar große Freifläche in der Mitte fest, die dauerhaft für „Erholung, Freizeit und Sport“ geschützt sein soll. Der vom Senat beabsichtigte Randbebauung kommt nur kurz als „behutsame Entwicklung“ vor, die geplante Landesbibliothek gar nicht. SPD und CDU luden die Opposition ein, sich anzuschließen, schlossen große Änderungen aber aus.

Beschließt das Abgeordnetenhaus am 20. März diesen Gesetzentwurf, kommt es zwei Monate später zu einer Premiere: Dann lägen den Wahlberechtigten erstmals bei einem Berliner Volksentscheid zwei Vorschläge vor. Das Parlament hätte schon bei den vier bisherigen Volksentscheiden eine Alternative präsentieren können, verzichtete aber auf diese Möglichkeit. Für jeden der beiden Entwürfe ist „Ja“ oder „Nein“ ankreuzbar. Damit aus einem der Entwürfe ein Gesetz wird, braucht er nicht bloß mehr Unterstützung als der andere – es müssen mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten für ihn stimmen.

„Wir wollen, dass die Berliner am 25. Mai die Wahl haben“, sagte SPD-Fraktionschef Raed Saleh. Dass der Text weder eine soziale Ausrichtung noch die Zahl der Wohnungen festlegt, begründete die SPD-Fraktion mit dem noch ausstehenden Bebauungsplanverfahren samt Bürgerbeteiligung. Hintergrund ist offenbar auch, dass der Koalitionspartner CDU nicht davon überzeugt ist, für die Hälfte der Wohnungen die von der SPD bislang geforderten „bezahlbaren Mieten zwischen 6 und 8 Euro“ vorzuschreiben. Die Union will außerdem auch Eigentumswohnungen auf dem Tempelhofer Feld ermöglichen.

Saleh und CDU-Fraktionschef Florian Graf rechtfertigten die luftige Beschreibung ihrer eigenen Pläne damit, dass es um 25. Mai nicht um das Wie und Wo einer Randbebauung gehe, sondern um die Grundsatzfrage, ob Bauen überhaupt möglich sein soll. Saleh attackierte dazu die Bürgerinitiative 100 % Tempelhofer Feld, die mit ihrem Volksbegehren die Abstimmung erzwang. „Die Initiative 100 % Tempelhofer Feld heißt für uns 0 Prozent Berlin“, kritisierte Saleh, „was die vorschlagen, enthält 100 Prozent Egoismus – und das kann sich eine Stadt wie Berlin gar nicht leisten.“

Vereinsvorstand Felix Herzog wies das zurück. „Ich finde es eine Frechheit, wenn die Meinung von mindestens einer Viertelmillion Menschen als Egoismus dargestellt wird“, sagte er der taz. Für das Volksbegehren gab es 237.000 Unterschriften, 11.000 mehr als nötig. Auch den Vorwurf des Stillstands bestritt Herzog: Der Gesetzentwurf der Initiative sei „klar auf Entwicklung angelegt, aber eben nicht auf Wohnungsbau und Gewerbe.“

Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek nannte gegenüber der taz Salehs Attacke „populistisch“: Wer so viele Unterstützer hinter sich bringe, den könne man nicht auf diese Art beschimpfen. Inhaltlich schloss Kapek nicht aus, dass die Grünen sich dem Gesetzentwurf anschließen. „Ich glaube aber schon, dass man da mehr reinschreiben kann und muss“, sagte sie. Auch Katrin Lompscher, Stadtentwicklungsexpertin der Linksfraktion, will mit Rot-Schwarz reden, ist aber skeptisch: „Was da vorliegt, macht schwer den Eindruck, in Stein gemeißelt zu sein.“ Sie erwartet zumindest, die soziale Ausrichtung des Wohnungsbaus verbindlich festzuschreiben.

Viel Spielraum hat Saleh nicht gelassen: „Ich glaube, dass das, was wir hier vorlegen, von der Opposition gar nicht abgelehnt werden kann."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.