Virus in Ostafrika: Marburg-Virus breitet sich in Tansania aus
Laut WHO sind fünf weitere Personen am tödlichen Marburg-Virus in Tansania gestorben. Die Regierung will davon nichts wissen.
Laut der jüngsten WHO-Statusmeldung vom Dienstag waren zu diesem Zeitpunkt insgesamt neun mutmaßliche Fälle entdeckt worden, davon acht Tote. Die WHO setzte demnach am Dienstag den Risikostatus für Tansania auf „hoch“, berechnete eine Todesrate von rund 90 Prozent und informierte alle Mitgliedstaaten.
Ähnlich wie beim verwandten Ebola-Virus sterben die Betroffenen an inneren Blutungen, die auch aus Augen, Nasen und Ohren austreten können. Es wird nicht über die Luft, sondern nur beim direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen. Beim jüngsten Ausbruch in Ruanda im Herbst vergangenen Jahres waren insgesamt 66 Fälle positiv getestet worden, 16 Menschen starben. Die Todesrate war also mit 23 Prozent relativ niedrig.
In Tansania starben bereits 2023 fünf Menschen an dem Virus. Der jüngste Ausbruch wurde nun in der Region Kagera im Westen gemeldet – quasi da, wo die Länder Uganda, Ruanda, Burundi und Tansania aufeinandertreffen. In dieser Gegend gibt es viel grenzüberschreitenden Verkehr, vor allem mit Lastwagen, deren Fahrer viel Sexualverkehr haben und bereits in den 1980er Jahren HIV von genau dieser Gegend quer durch ganz Ostafrika und letztlich über die ganze Welt verbreitet haben.
Regierung will weiter über Lage informieren
Doch Tansanias Regierung streitet alles ab. Gesundheitsministerin Jenista Mhagama betonte in einer Erklärung, dass alle Laborergebnisse negativ seien – „zumindest was das Marburg-Virus betrifft“. Man werde internationale Organisationen, einschließlich der WHO, weiterhin über die aktuelle Lage informieren, sagt Mhagama. Mehr Informationen stehen bislang nicht zur Verfügung, auch tansanische Medien schweigen bisher.
Auf taz-Anfrage heißt es: „Die WHO hat der Regierung Tansanias ihre volle Unterstützung angeboten“, sagt WHO-Sprecher Tarik Jašarević: „Wir werden Sie weiterhin über die aktuelle Lage informieren.“ Am Donnerstagabend erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus in einer Pressekonferenz, die WHO habe bereits mobile Labore und Behandlungszentren auf den Weg in die betroffene Region entsendet.
Er „ermutigt“ Tansanias Regierung, die von den Patienten und Toten genommenen Laborproben „in internationalen Laboren untersuchen zu lassen“ und garantiert dabei Unterstützung. Es sollen noch mehr Proben genommen werden. „Wir müssen den Ausbruch so schnell wie möglich unter Kontrolle bringen“, betont er. Die WHO betrachte die Risiken für die Region als „hoch“.
Bereits vergangenes Jahr hat Tansanias Gesundheitsbehörde einen Masern-Ausbruch in der berühmten Serengeti abgestritten – offenbar, um den Touristensektor zu schonen. Das afrikanische Land ist auf die Einnahmen von internationalen Touristen angewiesen, vor allem aus Deutschland reisen Urlauber gern in die Nationalparks Tansanias. Das US-amerikanische Zentrum für Seuchenkontrolle (CDC) hat bereits Reisewarnungen für Tansania herausgegeben. WHO-Chef Ghebreyesus betont allerdings, dass er von einer Reisewarnung derzeit noch abraten würde.
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