Viral-Hit von der indonesischen Küste: Unappetitliches Irgendwas
5,5 Millionen Mal wurde „das Ding“ vor der Insel Seram auf YouTube geklickt. Aber was ist dieser Klumpen? Ein Wal? Ein Schiffswrack? Ein Seeungeheuer?
„Es“ ist 15 Meter lang, treibt im Wasser vor der indonesischen Insel Seram und riecht sehr schlecht. Bilder tauchten schon kurz nach Sichtung des stinkenden Dings auf, verbreiteten sich hunderttausendfach auf Twitter, ein YouTube-Video wurde fast 5,5 Millionen Mal abgerufen. Natürlich schossen die Spekulationen sogleich ins Mangrovenkraut, vor dem es herumdümpelt. Wal? Riesenkalmar? Schiffswrack? Oder endlich mal ein amtliches Seeungeheuer?
Dabei muss man nur hingucken. Warum der Klumpen so schlecht aussieht, ahnt jeder, der schon mal zu lange vergessen hat, den Bio-Mülleimer nach draußen zu bringen. Da tut sich so einiges. Und was sind schon ein Kilo Kaffeesatz mit Gurken- und Kotelettresten gegen 30 Tonnen Fleisch, Knorpel und Organe, wie sie ein 15-Meter-Wal auf die Waage bringt. Kein Wunder also, dass die Bilder ein wenig unappetitlich erscheinen. Zum Glück sind Videos mit Geruchsübertragung noch nicht erfunden.
Während also Mikroorganismen vor Ort tun, was zu tun ist, bemühen sich die digitalen Dekompostierer nun, den Klops ebenfalls gründlich auszuweiden. Von Forschern wird gemunkelt, die bald im Labor Proben untersuchen. Dabei reicht ein schneller Blick auf die Fotos: eine Flosse. Das spricht gegen Schiffe. Wirbel. Das lässt wirbellose Kalmare im Meer der Spekulationen flugs wieder untertauchen. Gut erkennbare Längsfurchen, wie sie am Kehlsack von Bartenwalen typisch sind. Da werden die Forscher nicht lange forschen müssen.
Bleibt nur die Frage, welche Art von Wal. Davon wird in den sozialen Netzwerken dann aber wohl nichts mehr zu hören sein. Aber immerhin gab es auf Twitter mal ein paar Tage ein anderes unappetitliches Irgendwas zu sehen als immer nur Donald Trump.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Ärzteschaft in Deutschland
Die Götter in Weiß und ihre Lobby
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis