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Videospiel „Call of Duty: Black Ops 6“Gut, aber schlecht

Die neue Ausgabe von „Call of Duty“ ist die beste seit Jahren. Doch wieder mal schürt das Videospiel Feindbilder und glorifiziert das US-Militär.

Auf Mission für das Gute: Protagonisten in „Call of Duty“ Foto: Activision

Es ist Nacht. In der Ferne thront der angestrahlte Mount Rushmore mit seinen vier Präsidenten. Eine Gruppe Unbekannter läuft durch den Wald, auf dem Rücken tragen sie Kletterausrüstungen, auf dem Kopf Lampenhelme. Sie erklimmen den Berg, spannen große Tücher über die Gesichter der Präsidenten und bemalen sie mit Farbe. Erst im Tageslicht sieht man das Ergebnis. Washington, Jefferson, Roose­velt und Lincoln tragen Augenbinden, auf denen in oranger Farbe „The Truth Lies“ steht.

Die Bilder des beschmierten Mount Rushmore haben es im Mai sogar auf die Frontseiten der New York Post und USA Today geschafft. Real sind sie nicht, sondern Teil der Werbekampagne für das neue Videospiel „Call of Duty: Black Ops 6.“ Im Zeitalter der Fake News und KI-Videos ist eine solche Werbung riskant. Das kümmert „Call of Duty“ nicht. Das Spiel hat auch sonst keine Skrupel.

Der Kalte Krieg ist vorbei, die Dominanz der USA unbestritten. 1991 tobt der Zweite Golfkrieg, Hintergrund von „Black Ops 6“. Die Handlung dreht sich um den abtrünnigen CIA-Agenten Russell Adler, eine Mischung aus Robert Redford und Brad Pitt, den man bereits aus den Vorgängern kennt.

Eine kleine Truppe von CIA-Agenten findet heraus, dass die Geheim­organisation „Pantheon“ die USA unterwandert und im Verborgenen die Fäden zieht. Die Spielenden wollen Adler aus seiner Haft befreien, um ihn zum Mitstreiter zu machen. Sie rekrutieren auch einen ehemaligen Stasi-Agenten.

Das Spiel

„Call of Duty: Black Ops 6, ab sofort erhältlich

Die Geschichte erinnert in ihrer temporeichen Inszenierung an die „Mission: Impossible“-Filme. Nicht jedes Level dreht sich um Schießereien und die Spielenden werden mit Minispielen wie etwa dem Knacken eines Schlosses oder surrealen Traumsequenzen überrascht. Manche Missionen sind strikte Level, in denen man kaum von dem vorgegebenen Weg abweichen kann.

Andere Aufträge öffnen die Spielwelt und geben dem Spielenden die Möglichkeit, frei zu erkunden. Nur finden sich dort kaum interessante Inhalte und so geht man schnell dazu über, die Missionsziele abzuarbeiten. Mal stürmt man den Palast von Saddam Hussein, dann ist man in der Wüste Kuwaits, um auf einer Gala Bill Clinton zu treffen, damals noch Gouverneur.

Vor nichts zurückschrecken

Es gab Gerüchte, dass der neueste „Call of Duty“-Teil auch die Anschläge des 11. Septembers behandelt. Doch die Twin Towers bleiben – vorerst – unangetastet. Allerdings ist „Call of Duty“ dafür bekannt, auf Schockmomente zu setzen. Wenn die Reihe einen Skandal braucht, wird sie auch nicht vor dem 11. September zurückschrecken.

In „Black Ops 6“ liegt das Schicksal der Welt wieder einmal in den Händen von wenigen. Sie legen das Maß der Mittel fest. Das ist nicht nur machiavellistisch, sondern erinnert auch an die Maxime der US-amerikanischen Außenpolitik. Wenn man im Nahen Osten auf brennenden Ölfeldern kämpft und ohne jeden Skrupel in fremde staatliche Einrichtungen eindringt, wird deutlich, dass die Diplomatie in diesem Universum längst gestorben ist. Die Verbrechen der Vergangenheit zählen nicht, solange man die Gegenwart verteidigt.

Nach knapp neun Stunden hat man die Geschichte rund um Russell Adler beendet. Doch die eigentliche Langzeitmotivation liegt wie so oft bei „Call of Duty“ im Mehrspieler-Modus. Dort zeichnet sich ein vertrautes Bild:

Die Spielenden hechten wild um die Ecken herum, springen aus Fenster und Türen heraus und töten im separaten Zombie-Modus Horden von Untoten. Auch die kostspieligen Waffentarnungen dürfen nicht fehlen. Neu ist das Tarnungsset „Endeavour Tracer Pack“, das aktiven oder ehemaligen US-Soldat:innen vorbehalten ist. Im Werbespot sprechen ehemalige Soldaten davon, was für harte, intelligente Kämpfer sie sind.

Das US-Militär sponserte lange Zeit die E-Sport-Liga von „Call of Duty“ und ist mit eigenen Teams vertreten. Im besten Falle gewinnt die U. S. Army durch das verklärte Kriegsspiel neue Rekrut:innen, andernfalls steigern sie durch die Kooperationen ihre Reichweite.

Spielerisch mag es das beste „Call of Duty“ seit Jahren sein, inhaltlich haftet man an denselben bellizistischen Streitpunkten, die die Reihe groß gemacht haben.

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1 Kommentar

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  • Ich weiß nicht, was der Autor genau erwartet hat, aber Ballerspiele sind jetzt echt das falsche Genre für eine kritische Auseinandersetzung mit Militär im Allgemeinen oder einem CIA-Kommando oder den US-Marines im Speziellen.



    Von jemandem, der Ballerspiele spielt, würde ich jetzt auch eher erwarten, dass er im richtigen Leben als Soldat dient und nicht auf Friedensdemos zu finden ist. Es ist erwartbar, dass sich das Militär so etwas zunutze macht.