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Der Videobeweis macht nicht nur einen Frühstücksdirektor aus dem Schiedrichter und gibt einer Maschine die Macht, sondern steht für das Gegenteil sportlicher Übereinkunft und geht einen weiterer Schritt, sich von der Idee des Sports an sich zu verabschieden. Gerade Breitensport Sport gilt als uinverzichtbarere Katalysator für das soziale Gefüge, weil eine spielerische Anleitung zur Konfliktbewältigung geschaffen wird. Der Schiedsrichter schaut nur, ob man sich fair benimmt und an die Regeln hält. Für viele junge Menschen bedeutet Fußball gleichzeitig die Erziehung, die sie zuhause nie hatten und lässt sie am Abenteuer Fairness teilnehmen, das sie im echten Leben nicht erfahren. Und gerade weil der Pfiff des nun mal mit menschlichen Unzulänglichkeiten behafteten Schiedsrichters nicht selten das eine Team bevorzugt und das andere benachteiligt, entsteht der Raum für das, was Sport eigentlich ausmacht: Leben, und leben lassen.
Im Stadion gibt es eine Menge Leute, die Entscheidungen eines Schiedsrichters mehr oder weniger nachvollziehen können. Wird eigentlich die Entscheidungsfindung in Köln irgendwie dokumentiert? Lässt sich nachvollziehen, ob der Supervisor in Entscheidungen eingegriffen hat? Gibt es Regeln wer da in Köln Entscheidungen trift?
Erstens trifft der Schiedsrichter immer noch die letztlich gültige Entscheidung. Zweitens ist etwas nicht deshalb schlecht, nur weil es Anfangsschwierigkeiten hat. Führt man es korrekt durch, dann ist es ein großer Gewinn, denn in der Wiederholung in Zeitlupe kann einfach mehr erkennen. Es gibt andere Dinge im Fußball zu kritisieren!
So wie er derzeit gehandhabt wird, krankt der Videobeweis daran, dass eine zusätzliche Instanz (Köln) eingeführt wurde, die Bewertungen treffen kann, nämlich erstens ob ein Vorgang oder eine Entscheidung des Schiris auf dem Platz ein Eingreifen erfordert und zweitens wie die betreffende Szene zu bewerten ist. Damit wird dem Feldschiedsrichter sowohl die Kompetenz beschnitten als auch die Verantwortung z.T. abgenommen.
Besser wäre es, wenn weiterhin ausschließlich der Feldschiedsrichter bewerten und entscheiden dürfte. Die Bilder sollten ihm als zusätzliche Entscheidungshilfe in schwer zu beurteilenden Situationen zur Verfügung stehen, aber die Bewertung trifft er alleine. Wie im American Football sollte er aber zuerst ein „Ruling on the field“ ohne Videounterstützung fällen, das er anschließend nur dann zurücknehmen darf, wenn die Videobilder deutlich zeigen, dass es eine Fehlentscheidung war.
Im Football funktioniert das sehr gut, obwohl es auch da natürlich immer noch einen Ermessensspielraum gibt.
Zweitens sollte genau definiert sein, wann das Video überhaupt herangezogen werden darf. Mein Vorschlag wäre z.B. situationsabhängig bei jedem Tor und bei Entscheidungen des Schiedsrichters auf Elfmeter oder Rot/Gelb-Rot sowie maximal 2 „Challenge Calls“ pro Halbzeit für jedes Team.
Die Challenge Calls sind auch für die Situationen geeignet, in denen der Schiedsrichter weiterlaufen lässt. Das sind die, in denen jetzt Köln von sich aus aktiv wird, wie z.B. am vorletzten Spieltag in Stuttgart.
Ich glaub' im Football gibt es die Regel, dass die Trainer eine gewisse Anzahl Videobeweise pro Spiel einfordern können und das wird dann auch gleich im Stadion gemacht. Auf diese Weise macht das vielleicht eher Sinn. Ich sehe allerdings keinen Grund mehr, mir noch Profisport anzuschauen, solange die Sportler*innen entweder im Dienste von Großkonzernen oder im Dienste der Bundespolizei bzw. der Bundeswehr stehen. Sollen doch so viele unsinnige und korrupte Regeln eingeführt werden, wie es die Besitzer dieser Sportler*innen wollen, die Menschen auf einem Menschenmarkt einkaufen und verkaufen, mit Kapitalgewinn. So bleibt Sklaverei salonfähig und je eher sich die Betreiber dieses Sklavengeschäftes unglaubwürdig machen, umso besser. Brot, auch nein, Not und Spiele.
Israels Premier Netanjahu zündelt, um an der Macht zu bleiben. Die Menschen in der Region, die Frieden wollen, drohen unter die Räder zu geraten.
Videobeweis im Fußball: Alle Macht geht von Köln aus
Der Videobeweis in der Fußballbundesliga gaukelt absolute Wahrheit vor – dabei schwächt er die Transparenz. Schafft ihn endlich ab!
Allsehendes Auge in Köln? Auch Fouls können durch Videoaufzeichnungen überprüft werden Foto: Imago/Imagebroker
Es ist das neue Zeichen der Ohnmacht. Es hat der Willkür Tür und Tor geöffnet. Mit Saisonbeginn im August wurde es von der Deutschen Fußball-Liga eingeführt. Wenn die Bundesligaschiedsrichter mit ihren Zeigefingern ein Viereck nachbilden, die Form eines Videobildschirms, dann bedeutet das: Sorry, Leute, offenbar habe ich da gerade etwas falsch gesehen. Mein Videoschiedsrichter schaut da noch einmal genau drauf, ich werde euch gleich seine Entscheidung mitteilen.
Seit diesem Sommer geht im deutschen Fußball alle Macht von Köln aus. Denn dort sitzen die Videoschiedsrichter, die jeden Spieltag die Unparteiischen in einem Hightech-Studio überwachen. Mit dieser Zentralisierungsmaßnahme wollte man der Gerechtigkeit auf dem Platz zum Sieg verhelfen. Das war die Zielsetzung. Das Ergebnis, das kann man nach elf Spieltagen festhalten, ist das glatte Gegenteil. Die Konsequenz kann nur heißen: Der Videobeweis mit dem obersten Kölner Wächtergremium gehört so schnell wie möglich abgeschafft. Eine unzumutbare Quälerei wäre es, das Ende der Probephase, das Saisonende also, abzuwarten.
Egal wo man sich umhört, ob in Köln, Wolfsburg, Stuttgart oder Freiburg – überall wird Spieltag für Spieltag geklagt über himmelschreiende Ungerechtigkeit. Warum greift bei vergleichbaren Spielsituationen der eine Videoschiedsrichter ein, der andere nicht? Warum wird in vergleichbaren Fällen der Schiedsrichter mal dazu bewegt, den Elfmeter zurückzunehmen, mal nicht? Noch nie wurde in der Bundesliga so viel über strittige Schiedsrichterentscheidungen diskutiert wie in dieser Saison.
Der Begriff Videobeweis ist schon für sich genommen irreführend. Er erweckt den Glauben, Bilder könnten irgendetwas klar beweisen. Der Videobeweis bleibt aber immer auch Auslegungssache. Im ungünstigsten Fall kann man mit ihm einen Platzverweis sowohl falsch als auch als richtig bewerten.
Jede noch so gut gemeinte Formulierung, die versucht objektive, trennscharfe Grenzen einzuführen, ist zum Scheitern verurteilt. Wenn es heißt, der Videoschiedsrichter dürfe nur bei „gravierenden Fehlentscheidungen“ eingreifen, dann bleibt immer ein Rest Subjektivität im Spiel.
Es ist ein größenwahnsinniges Projekt. Und keiner hat Einblick in seine Machtmechanik
Deshalb ist auch die derzeit häufig zu hörende Überzeugung, die verfahrene Situation sei mit mehr Zurückhaltung der Videoschiedsrichter zu retten, falsch. Auch die Grenzen der Zurückhaltung sind löchrig und bieten reichlich Stoff für die nächsten Debatten.
Das Hauptproblem des Scheiterns liegt in der Schaffung der obersten Kölner Kontrollinstanz begründet. Die dort sitzenden Oberrichter vermitteln den Glauben, sie wären im Besitz der absoluten Wahrheit, die Entscheidungen auf dem Platz wären objektivierbar. Sie degradieren die Schiedsrichter auf dem Platz zu ihren Erfüllungsgehilfen. Es ist ein größenwahnsinniges, dogmatisches Projekt. Und keiner hat genaue Einblicke in die Machtmechanik dieser Konstruktion.
Wer weiß denn schon, was alles in die Kölner Entscheidungen mit einfließt? Welche Rolle spielen persönliche Animositäten? Werden Schiedsrichter, die auch aufgrund ihrer mangelnden Loyalität gegenüber den Mächtigen in der Hierarchie ganz unten stehen, in strittigen Fällen etwa öfter korrigiert und vermeintlich falscher Entscheidungen überführt? Bekanntlich geht es in der deutschen Schiedsrichtergilde wie in einem Geheimorden zu. Wer warum in der Karriereleiter nach oben steigt, bleibt oft kryptisch.
Mit der Dezentralisierung von Macht und Wahrheitsanspruch hätte der Videobeweis größere Erfolgsaussichten gehabt. Warum etwa hat man nicht den Teams die Verantwortung übergeben, pro Spiel zweimal den Videobeweis einzufordern, wie es auch in anderen Sportarten üblich ist? Die Macht im deutschen Fußball darf nicht allein von Köln aus ausgeübt werden. Zentrale Fehlentscheidungen haben immer verheerendere Folgen als dezentrale.
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Fußball
Kommentar von
Johannes Kopp
taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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Johannes Kopp