Video der Woche: Der zuverlässige Prophet
Wenn ein Prophet für seine Vorhersagen verlacht wird, sollte man seine Aussagen ernst nehmen. Das zeigt das Beispiel des Science-Fiction-Autors Arthur C. Clarke.
BERLIN taz | Die Gefahren von technischen Prophezeiungen kannte Arthur C. Clarke nur zu gut. „Wenn die Vorhersagen eines Propheten auch nur ein bisschen glaubwürdig erscheinen, kann man sich sicher sein, dass er innerhalb weniger Jahrzehnte lächerlich konservativ aussieht“, sagte der im Jahr 2008 verstorbene Science-Fiction Autor in einer BBC-Dokumentation aus dem Jahr 1964. „Andererseits: Wenn ein Prophet durch ein Wunder die Zukunft tatsächlich beschreiben könnte, würde er sich so absurd anhören, dass er von allen ausgelacht würde.“
Das hielt Clarke nicht davon ab, sich als Prophet zu versuchen: „Eines ist klar: Die Zukunft wird fantastisch. Nur wenn ich Ihnen etwas erzähle, das absolut unglaubwürdig erscheint, gibt es überhaupt die Chance, dass meine Voraussagen stimmen könnten.“
Anschließend prophezeit er eine Welt, in der Menschen aus Tahiti oder Bali über neue Kommunikationsnetze in London arbeiten könnte – jede Fertigkeit könnte unabhängig von Distanz werden und einem Gehirnchirurgen erlauben, aus Edinburgh an einem Patienten aus Neuseeland zu operieren. So unglaublich hört sich das heute – vierzig Jahre später – nicht mehr an.
1968 erschien dann Clarkes berühmtestes Werk: der Roman „2001: Odyssee im Weltraum“. Im gleichnamigen Film wurden viele Technologien vorgestellt, die erst später Wirklichkeit wurden: Schachcomputer, Spracherkennungssoftware, Flachbildschirme, Bildtelefonie und drahtlose Kommunikationsgeräte. Verrückte Zukunftsvisionen, die heute schon für Grundschüler zum Alltag gehören.
Empfohlener externer Inhalt
In den 70er Jahren wurde er von einem Journalisten des australischen Fernsehsenders ABC gefragt, wie denn die Welt seines Sohnes aussehen würde. Die Kulisse: ein raumfüllender Rechner. Und wieder liegt Clarke ziemlich richtig: Der Junge werde einen kleinen Computer verfügen, mit dem er Bankabrechnungen empfangen und Theaterkarten bestellen würde.
Was für ein Leben das wohl sein werde, fragt der Journalist, wenn wir so abhängig von Computer würden. Auch darauf wusste Clarke eine Antwort – und lag damit gar nicht so falsch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Auflösung der Ampel-Regierung
Holpriger Versuch endgültig gescheitert
+++ Ampelkoalition zerbricht +++
Lindner findet sich spitze
Auflösung der Ampel-Regierung
Drängel-Merz
Trumps Sieg bei US-Präsidentschaftswahl
Harris, Biden, die Elite? Wer hat Schuld?
Wirtschaftspolitik der FDP
Falsch und verlogen
Ampelkoalition zerbricht
Scholz will Vertrauensfrage stellen