Verwaltungsposse in Ägypten: Wenn zwei Behörden sich streiten

Elektrizitätsministerium und Wasserwerke liegen wegen unbezahlter Rechnungen im Clinch. Und stellen sich gegenseitig Wasser und Strom ab.

Menschen sitzen auf Sofas vor einem bunten Haus

Bei diesen Einwohner_innen Kairos gibt es auch kein fließendes Wasser, diesmal war aber nicht das Wasserwerk schuld Foto: dpa

Kafka hätte wohl seine Freude an einer Fehde innerhalb der Bürokratie im heutigen Ägypten. Es geht dabei um eine Auseinandersetzung um nicht bezahlte Rechnungen.

Die Moderatorin des ägyptischen Fernsehsenders Kahera wal Nas berichtete am Wochenende von einer schier unfassbaren Geschichte und berief sich dabei auf anonyme Quellen. Das Elektrizitätsministerium habe beschlossen, gegen andere staatliche Institutionen vorzugehen, die ihre Stromrechnung nicht bezahlt hätten.

Um ein Zeichen zu setzen, sei der Verwaltung der Wasserwerke zeitweise der Strom gesperrt worden. Diese reagierten, indem sie Teilen der Elektrizitätsverwaltung das Wasser sperrten. Inzwischen funktioniere aber alles wieder. Auge um Auge, Zahn um Zahn, oder besser gesagt: Strom gegen Wasser.

„Wir wissen nicht, ob wir lachen oder weinen sollen“, meinte die Moderatorin dazu und wandte sich an Mesbah Qutb, einen ägyptischen Zeitungskolumnisten, der das Ganze im Studio kommentierte. „Das ist die neuste Komödie in Ägypten, die in der Welt ihresgleichen sucht. Das klingt lustig, ist aber gefährlich, weil der Staat nicht mehr funktioniert“, analysierte er.

Kommunikation durch Druck

Alle staatlichen Institutionen benutzen ihr Druckmittel, um untereinander zu kommunizieren. Wer Strom habe, setze den Strom ein, wer das Wasser kontrolliere, das Wasser, und wer das Gas verwalte, eben das Gas. „Bei den staatlichen Institutionen herrscht, ehrlich gesagt, die Logik von Stämmen“, schlussfolgerte der Studiogast.

Inzwischen betreiben die Institutionen Schadensbegrenzung. Wenn irgendetwas abgestellt worden sei, dann nur, weil es instand gesetzt oder repariert werden musste, heißt es nun seitens der Strom- und Wasserwerke. Mamdouh Raslan, der Chef der Wasserwerke, leugnet, dass es irgendwelche Racheaktionen gegeben habe. „Diese Nachricht ist falsch, aber es stimmt, dass es unter den staatlichen Institutionen eine Menge unbezahlter Rechnungen gibt. Aber am Ende gehören wir aber alle zu 100 Prozent dem Staat und der Regierung,“ sagte Raslan.

Bei den staatlichen Institutionen herrscht die Logik von Stämmen

Auch Muhammad al-Yamani, der Sprecher des Elektrizitätsministeriums, betonte, dass man niemals den lebenswichtigen Wasserwerken oder der U-Bahn den Strom sperren würde. Das hatte allerdings auch die ­anonyme Quelle nie behauptet, die lediglich berichtet hatte, dass nur Teile der jeweiligen Verwaltungen von den Sperrungen betroffen waren. Aber auch al-Yamani gibt zu, dass esStreit unter den Behörden wegen offener Stromrechnungen gebe.

Nun sollen das Kabinett und das Finanzministerium eine Lösung finden, um die Wogen wieder zu glätten – damit bei den Beamten der Wasserwerke auch Strom aus der Steckdose kommt und die Staatsdiener der Elek­trizitätsverwaltung auch weiterhin Wasser haben, um ihren Tee zu kochen.

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