Verträge für Hamburger Clubs verlängert: Totgesagte tanzen länger
Die Musikclubs an der Sternbrücke in Hamburg können noch zwei Jahre bleiben. Die Bahn verschiebt den Neubau. Das Ende ist trotzdem unausweichlich.
In der jüngsten Berichterstattung wurde eine Mietvertragsverlängerung bis Ende 2022 genannt. Wie die Bahn der taz mitteilte, sei dies ein interner Übermittlungfehler gewesen.
Offenbar von dem späteren Datum ausgehend, zeigte sich die Astra Stube auf Facebook euphorisch: „Unser Vertrag wurde bis Ende 2022 verlängert. Geil! Lasst uns das feiern!“
Etwas verhaltener reagiert dagegen Claudia Mohr, Geschäftsführerin des Waagenbaus. Zwar rechnet sie mit einer Verlängerung des Mietvertrags, denn ein entsprechendes Angebot seitens der Bahn gebe es seit einer Woche. Einen gültigen Mietvertrag hält der Waagenbau derzeit jedoch noch nicht in den Händen „Deswegen feiern wir auch noch keine Verlängerung.“ Sollte diese vorliegen, „freuen wir uns natürlich irrsinnig!“
Der Abriss soll kommen
Die Bahn plant seit 2009, die denkmalgeschützte Stahl-Balken-Brücke an der Stresemannstraße Ecke Max-Brauer-Allee abzureißen. Seither gab es jedoch viele Verzögerungen. Man wolle in den Kasematten Erneuerungen durchführen und etwa Betonpfeiler für die Statik einbauen.
„Danach wird es die Räume in ihrer jetzigen Form nicht mehr geben“, heißt es seitens der Bahn. Vom Brückenabriss betroffen sind neben den Musikclubs auch der Wagenplatz Zomia und der Beachclub Central Park. Denn die Brammerfläche nördlich der Brücke wird Teil der Baustelle.
Schwierigkeiten bereitet der Bahn auch der Denkmalschutz. Die in ihrer jetzigen Form 1925 errichtete Brücke ist ein historisches Bauwerk. Bei einer Erneuerung müssten auch einige der umliegenden teils denkmalgeschützen Altbauten abgerissen werden. „Die gesamte Gegend würde also auf einen Schlag ihre gewachsene Identität verlieren“, schreibt der Denkmalverein Hamburg auf seiner Internetseite.
Dass die Brücke erneuert werden muss, stellt die SPD-Bezirksfraktion hingegen nicht infrage. „Wir freuen uns jedoch darüber, dass die Clubs für weitere zwei Jahre gesichert sind“, sagt Gregor Werner, Abgeordneter des Bezirks Altona und baupolitischer Sprecher der Fraktion, „so haben wir Zeit gewonnen, um Areale in näherer Umgebung zu suchen.“ Infrage käme laut Werner auch das Holsten Areal in Richtung Bahnhof Holstenstraße. Auch hier werde man per Bürgerbeteiligung ausloben, ob der Ort infrage käme.
Mit einem solchen Verfahren hatte der Bezirk Altona bereits im April die Bürger gefragt, ob der Bahndamm zwischen S- und U-Bahn Station Sternschanze als neuer Ort für die Clubs infrage käme. In der Umfrage sprach sich die Mehrheit der knapp eintausend teilnehmenden Personen generell für eine Bebauung aus. Auf die Frage, welche Nutzungen oder Funktionen sie im Stadtteil Sternschanze vermissen würden, antwortete ebenfalls eine Mehrheit mit „Musikclubs“.
Ein gemeinsamer Standort
Dennoch wurden die Pläne durch das Bezirksamt gebremst. Viele Anwohner hätten sich „vehement“ gegen den Verlust des Grünstreifens und die Lärm- und Müllbelastung ausgesprochen. Altonas Wirtschaftsausschuss hat deshalb entschieden, den Bahndamm vorerst nicht zu bebauen und die 40 Bäume stehen zu lassen.
Die Betreiber der Clubs sind dennoch zuversichtlich, auch diese Stimmen noch zu überzeugen. „Noch gibt es hier und da einige kritische Stimmen von Mitbürgern des Stadtteils, die Bedenken haben und Probleme sehen durch die Bebauung des Bahndammes“, sagt Mohr, „aber Probleme sind zum Lösen da und wir werden uns dieser Herausforderung konzeptionell stellen.“
Klar ist, dass die drei Clubs weiter gemeinsam nach einem geeigneten Ort suchen. „Zusammen mit dem Fundbuerau und der Astra Stube wollen wir als Sternbrücken-Clubs zusammenbleiben“, sagt Mohr. „Wir sind Schanzenkinder und wollen auch hier bleiben.“
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