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taz berlinalieVersteckte Botschaften

Komm und sieh

Bisher war es das Licht. In Form von Streifen, die als Fächer durch die Front des Berlinale-Palastes brechen, als Flammen, die eine gelblich leuchtende Silhouette umzüngeln, Scheinwerfer, die Lichtsäulen in den Nachthimmel schicken. Dann schiebt sich ein Lichtstrahl in den Fokus, den das Auge einer Achtziger-Jahre-Schönheit zurückwirft, oder die Spektralfarben, die sich mutig durch schwarz eingefärbtes Zelluloid brechen.

Die Plakate, mit denen die Internationalen Filmfestspiele für sich warben, waren immer ein Hohelied an das Licht - und das mit einer Emphase, die den Kinobesuch in die Nähe des Kirchgangs rückte. Nur durch die Scheiben von Kirchenfenstern fällt das Licht mit solcher Entschiedenheit wie auf diesen Plakaten.

Das Gegenständliche und das Abstrakte verbanden sich dabei zu einer Ästhetik, die aus der Ferne an Sexyland-Anzeigen erinnerte und die eines ganz sicher nicht wollte: cool sein. Denn alle Neuerungen in Sachen Style gingen spurlos vorbei am Design, in das die Berlinale sich hüllte.

Und jetzt? Jetzt macht es Kosslick anders. Jetzt zeichnet Antonia Neubauer für die Plakate verantwortlich, und jetzt ist das Licht einer Schlammtönung gewichen. Auf den Plakaten leuchtet nichts mehr, Camouflage-Töne breiten sich – mit einer lilafarbenen Ausnahme – aus, wer tarnt sich wohl da, vor wem – und zu welchem Zweck?

Darauf Kratzer, Schraffuren, die für versehrtes Filmmaterial stehen, Zelluloid im Krieg, gestörte Bilder. Schließlich kleine Gravuren, die sich dem zweiten Blick erschließen: „accept diversity“ liest man und muss sich keine Sorgen mehr machen: united colors, come together, come in and find out. Komm und sieh.

CRISTINA NORD

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