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Verschwundene Studenten in MexikoProteste am Jahrestag

Vor acht Jahren wurden 43 Studenten eines Lehramtsseminars in Mexiko verschleppt. Bislang wurde niemand verurteilt.

Proteste in Mexiko-City am 26. September 2022 Foto: Toya Sarno Jordan/reuters

Oaxaca taz | „Uns fehlen 43“, steht auf Plakaten, die Ak­ti­vis­t*in­nen an dem Wall befestigt haben, der den mexikanischen Regierungspalast schützen soll. Wenige Meter entfernt ziehen De­mons­tran­t*in­nen durch die Straßen und fordern, dass der Fall der verschwundenen Studenten endlich aufgeklärt wird. „Lebend habt ihr sie uns genommen, lebend wollen wir sie zurück“, skandieren die Angehörigen der jungen Männer, während sie am Montag, dem achten Jahrestag des Verbrechens, in Mexiko-Stadt demonstrieren. Tausende haben sich dem Marsch angeschlossen.

In der Nacht auf den 27. September 2014 wurden die 43 Studenten des linksgerichteten Lehramtsinternats Ayotzinapa in der südmexikanischen Stadt Iguala von Sicherheitskräften und Kriminellen verschleppt. Seither kämpfen die Mütter, Väter und Geschwister der Verschwundenen dafür, dass der Fall aufgeklärt wird und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

„Sie haben sich nur über uns lustig gemacht“, fasste eine Sprecherin der Angehörigen die Arbeit der Ermittler auf einer Kundgebung zusammen. Keine Regierung habe ihnen eine Antwort gegeben. Kein einziger Täter wurde strafrechtlich verfolgt.

Auch in mehreren anderen Städten Mexikos kam es am Montag zu Solidaritätsaktionen. Die Angehörigen, Ayotzinapa-Studenten sowie Un­ter­stüt­ze­r*in­nen demonstrieren bereits seit mehreren Tagen in der mexikanischen Hauptstadt. Vor der israelischen Botschaft forderten sie vergangene Woche die Regierung des Landes auf, den ehemaligen Polizeichef Tomás Zerón auszuliefern. Zerón, gegen den wegen der Vereitelung der Ermittlungen ein Haftbefehl läuft, ist nach Israel geflüchtet. Am Freitag fand vor dem Sitz des Militärs eine Protestaktion statt. Ak­ti­vis­t*in­nen warfen Feuerwerkskörper, Steine und Molotowcocktails auf das Gelände. Auf Plakaten brachten sie zum Ausdruck, wen sie für das Verbrechen verantwortlich machen: „Es war das Militär.“

Haftbefehle gegen Militärs wieder aufgehoben

Nachdem eine Wahrheitskommission im August ihre Ergebnisse vorstellte, haben sich die Auseinandersetzungen verschärft. Das Gremium bestätigte, dass die Armeeführung an der Tat beteiligt gewesen sei und der damalige Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam die Ermittlungen manipuliert habe, um die Hintergründe zu verschleiern. Ein Gericht stellte daraufhin 83 Haftbefehle gegen Militärs, Behördenvertreter, Po­li­zis­t*in­nen und Kriminelle aus. Murillo Karam wurde verhaftet.

Vor wenigen Tagen wurde jedoch bekannt, dass ein Richter 21 der Haftbefehle wieder aufgehoben hat. 16 der „entlasteten“ Personen sind Militärs. Ohnehin wurden bislang nur vier Haftbefehle umgesetzt. Obwohl sich Präsident Andrés Manuel López Obrador für die Aufklärung starkmacht, scheint die Macht der Armee also weiterzureichen als die des Staatschefs.

Die Angehörigen sind deshalb schon vor einem Jahr auf Distanz zu dem Staatschef gegangen. Ganz unabhängig von der Frage der Täterschaft besitze die Armee eine enorme Menge an beweiskräftigem Material, das zur Aufklärung beitragen könne, sagte deren Anwalt Vidulfo Rosales. „Aber es gibt keine Kraft in diesem Land, die das Militär davon überzeugen könnte, diese Informationen herauszurücken“, so Rosales. Alles deute darauf hin, dass das Verbrechen straflos bleibe.

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